Friedrich Wilhelm [2]

[118] Friedrich Wilhelm, Kronprinz von Preußen, geb. am 15. Oct. 1795, erhielt seine erste Erziehung unter den Augen seiner herrlichen Mutter, der Königin Luise (s. Friedrich Wilhelm III.).

Nachdem er sich alle nöthigen Kenntnisse erworben, unterrichteten ihn die vortrefflichsten und berühmtesten Lehrer in den Rechts-, Staats- und Militairwissenschaften, und die ausgezeichnetsten Künstler weckten in ihm die Liebe zur Kunst und bildeten seinen Geschmack. Den Ernst des Lebens lernte der Prinz in den schweren Kriegszeiten kennen, die über Preußen kamen. Er machte die Feldzüge von 1813–15 mit und unternahm dann verschiedene Reisen mit regem Sinn für alles Schöne und Treffliche, theils ins Ausland, theils in die Provinzen seines Vaterlandes, um sich mit allen Verhältnissen derselben aufs genaueste bekannt zu machen. Er vermählte sich 1823 mit Elisabeth Ludovika, der Tochter des Königs Maximilian von Baiern. Als Mitglied des Staatsrathes und commandirender General in Pommern ist er auf das eifrigste mit dem Wohle des einst von ihm zu beherrschenden Reiches beschäftigt, indem er mit unablässigem Fleiße den anstrengendsten Arbeiten sich unterzieht. Von seiner Liebe zur Kunst gibt ein schönes Beispiel der unter seiner Leitung und auf seine Kosten in alter Pracht und Herrlichkeit wiederhergestellte Sitz der Hochmeister des deutschen Ordens, der Hochburg zu Marienburg, welche bereits dem gänzlichen Verfalle nahe gekommen war. Er zeichnet sich im persönlichen Umgange durch Lebendigkeit und Geist aus, und eine Menge geistreicher Bemerkungen und Beispiele schlagenden Witzes sind von ihm in den Mund des Volkes übergegangen.