Gries [2]

[280] Gries, Harngries, Harnsand sind gleichbedeutende Benennungen für eine Ansammlung von kleinen weißlichen oder röthlichen Körnern im Urine, die meistens ohne [280] Schmerzen oder doch nur unter geringem Brennen mit dem Urine zugleich abgehen und als die frühesten Vorboten der Entstehung von Harnsteinen betrachtet werden müssen, obgleich es zur Ausbildung der letztern nicht immer kommt. Chemischen Untersuchungen zufolge sollen die weißlichen Körner aus phosphorsauren, die röthlichen dagegen aus harnsauren oder steinsauren Salzen bestehen. Die Bildung von Harngries hängt zunächst immer von einer widernatürlichen Mischungsveränderung des Urins ab, diese aber wieder von dem öftern Genusse mancher Trinkwasser, mancher Biere und Weine, des Käses, Thees, zu vielen Fleisches, von einer sitzenden Lebensweise u.s.w. Nicht selten beruht die Entstehung von Harngries und Harnsteinen auf erblicher Anlage. In Tropenländern ist diese Krankheit wenig oder gar nicht bekannt; überhaupt ist sie in einigen Ländern und Gegenden (z.B. in Holland und Frankreich) häufiger als in andern. Reichliches Trinken, besonders wässeriger Getränke, ist zur Verhütung der Entstehung von Harngries ganz besonders zu empfehlen, ebenso längere Zeit fortgesetztes Baden in lauwarmem Wasser, ausschließlicher oder vorzugsweiser Genuß von Pflanzenkost mit möglichster Vermeidung geistiger Getränke u.s.w. (Vergl. Steinkrankheit.)

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 280-281.
Lizenz:
Faksimiles:
280 | 281
Kategorien: