Gutenberg

Gutenberg

[302] Gutenberg (Johann oder Henne), genannt Gensfleisch, ist mit Recht als Erfinder der Buchdruckerkunst (s.d.) anerkannt worden. Er wurde um 1400 zu Mainz in einer Patrizierfamilie geboren, welche zwei Grundstücke, Gutenberg und Gensfleisch, besaß, nach denen sie genannt wurde.

G. muß sich jedoch nie in glänzenden Vermögensumständen befunden oder schon früh sein Vermögen verloren haben, denn es wird erzählt, daß er von 1424 an in Strasburg lebte und hier 1436 mit mehren Andern einen Vertrag einging, nach welchem er versprach, denselben seine geheimen und wunderbaren Künste mitzutheilen und dieselben zu ihrem gemeinsammen Vortheile anzuwenden. Wahrscheinlich fehlte es ihm an Geld, um seine Pläne, welche sicher schon auf die Buchdruckerei sich bezogen, in Ausführung zu bringen. Es ist gewiß, daß sich G. schon um 1438 beweglicher Schriftzeichen von Holz bediente. Die Gesellschaft ging [302] durch den Tod eines Mitgliedes, durch den G. überdies noch persönlich in unangenehme Streitigkeiten verwickelt wurde, auseinander und G. begab sich um 1443 nach seiner Vaterstadt zurück. Hier fand er endlich 1450 in dem Goldschmied Joh. Fust einen Mann, der ihm Geld zur Ausführung seiner kühnen Pläne, die er mit der größten Begeisterung und Beharrlichkeit verfolgte, vorschoß. Das erste Werk, eine Bibel, kam zu Stande; aber wie schlecht es G. auch mit seinem Gefährten Fust ging, ist im Artikel Buchdruckerkunst bereits gesagt worden. Fust brachte G.'s Werkstatt an sich und setzte mit seinem Schwiegersohn Peter Schöffer die Arbeiten in derselben fort. Ein Rathsherr zu Mainz, Konrad Hummer, setzte aber G. in Stand, alsbald eine neue Werkstatt für sich zu errichten, aus welcher bald mehre Bücher hervorgingen, unter andern 1457 eine ausgezeichnet schöne Ausgabe der Psalmen. G. gelangte zu hohen Ehren, die er durch so lange angestrengte Thätigkeit und seinen erfinderischen Verstand wol verdient hatte. Seine Druckerei bestand bis 1465, er selbst wurde um diese Zeit in den Adelstand erhoben und beschloß sein für alle Zukunft unberechenbar erfolgreiches Leben am 24. Febr. 1468. Seit 1831 ist zu Herstellung eines Denkmals für ihn gesammelt worden, welches von dem berühmten Bildhauer Thorwaldsen ausgeführt und im Aug. 1837 zu Mainz aufgerichtet worden ist.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 302-303.
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