Hamster

Hamster

[321] Hamster (der) ist eine Gattung der Nagethiere, die sich durch zwei lange, scharf zugespitzte Vorderzähne, Mangel der Eckzähne und breite Backenzähne auszeichnen.

Die untern Vorderzähne der Hamster sind meiselförmig, und Backenzähne haben sie unten und oben auf jeder Seite nur zwei. Sie haben einen dicken Kopf mit kurzer Schnauze, eine gespaltene Oberlippe, abgerundete Ohren, kleine schwarze Augen und in den Backen eigne Säcke oder Backentaschen, in welche sie Getreidekörner sammeln, um dieselben nach ihrem Bau zu bringen. An den Zehen stehen lange Nägel, mit denen [321] sie sich geschickt in die Erde einzugraben verstehen. Ihr Fell ist von verschiedener Färbung, gewöhnlich aber oben rothbraun und unten schwarz; die Beine sind weißlich und an der Seite nach dem Halse hin stehen drei weißliche Flecken. Der Schwanz ist kurz und fast ganz unbehaart. Man findet den Hamster, der oft über 1 F. lang wird, beinahe in allen Gegenden Deutschlands, sowie auch im südl. Rußland und Sibirien. Seine Wohnung legt er sich in der Erde 5–10 F. tief unter der Oberfläche an. Dieselbe hat verschiedene Abtheilungen, eine zum gewöhnlichen Aufenthalt, eine zweite für den Unrath und mehre andere zu Vorrathskammern. In dieser Wohnung lebt er, außer während der Paarungszeit, ganz allein. Zwei Ausgänge führen ins Freie, wo er seine Nahrung sucht, die aus Wurzeln, Kräutern und Feldfrüchten besteht. Auch kleinerer Thiere soll er sich bemächtigen. Im Herbst wird er den Getreidefeldern sehr nachtheilig, denn in seinen Backentaschen trägt er große Massen der besten Körner in seine Vorrathskammern. Jede seiner Backentaschen kann gegen drei Loth fassen und oft hat sie das Thier so vollgepfropft, daß es sich nur mit Mühe fortbewegen kann. Während der strengen Wintermonate verstopft der Hamster seine Wohnung und verfällt in Winterschlaf. In den Gegenden, wo diese Thiere sich, wie z.B. in Thüringen, sehr häufig finden, verfolgt man dieselben. Besonders suchen die armen Leute im Winter die Behausungen der Hamster auf und graben die Vorrathskammern, in denen sich zuweilen gegen 1 Ctr. Körner finden, auf. Der Pelz des Hamsters steht nicht hoch im Werthe. Beim Einfangen der Hamster muß man auf seiner Hut sein, denn sie sind ungemein boshaft und können mit ihrem scharfen Gebiß gefährliche Wunden beibringen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 321-322.
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