Hamster

[920] Hamster (Hamstermaus, Cricetus Dum.), Gattung der mäuseartigen Nagethiere; Gebiß wie das der. Maus; doch sind die. 3 Backenzähne oben u. unten jederseits längs der Mitte der Kaufläche mit einer Längsfurche versehen; hat kurzen, schwach behaarten Schwanz, Taschen zum Forttragen des Fraßes, gespaltne Oberlippe, an den Vorderfüßen 4 Zehen u. eine Daumenwarze; sammelt in Erdhöhlen Wintervorrath von Getreide, hält zum Theil Winterschlaf; Art: Gemeiner H. (C. vulgaris, Mus c.), ist fuchsgelb, unten schwarz, am Hals 3 gelblichweiße Flecken, 10–12 Zoll lang, 1 Pfd. schwer, kann in einer Backentasche 3 Loth Körner fassen, vermehrt sich bes. in nassen Jahren außerordentlich u. wird hierdurch Landplage; lebt in Osteuropa von Thüringen bis an den Jenisei in Ebenen, legt 3–6 tiefe Gruben (Baue) mit zwei Röhren an, einer schiefen (Auslauf, Schlupfloch) u. einer senkrechten Fallloch), durch das er, verfolgt, sogleich in das Innere des Baues kommen kann, hat darin mehrere Vorrathskammern u. eine mit Stroh u. Heu gefüllte Schlafkammer. Hier verfällt er gewöhnlich im November in den Winterschlaf, indem er den Bau verstopft, u. geht erst im März durch das Fallloch aus demselben; jeder H. hat seinen eignen Bau für sich; Vorräthe (oft 1 Centner an Gewicht) werden hier vom H. angehäuft. Eigne Hamstergräber beschäftigen sich daher, wo es viele H. gibt, im Herbste mit dem Ausgraben u. Fangen der H. u. bekommen zuweilen Auslösung für jeden Kopf. 1817 fing man in der Stadtflur Gotha allein 111,817 H. u. die Stadt zahlte 2237 Thlr. Prämie dafür. Man fängt auch die H. mit einer Rattenfalle mit Haken (Hamsterfalle), auch wohl mit Wieseln u. Frettchen. Der H. ist sehr zornig, wehrt sich selbst gegen Menschen; er nährt sich von Körnern, Blättern, grüner Saat, Käfern, Fröschen u. frißt selbst Vögel, Eier, Mäuse, ja junge Hafen u. anderes Fleisch; er wirst zwei- bis dreimal 3–12 Junge; die Bälge (Hamsterselle) dienen zu Unterfuttern, 2 Schock bilden einen Sack, das Fleisch wird selten gegessen. Blasenhamster (C. bursarius), mit Blasen, die gefüllt aus dem Maule heraustreten, in Canada; der Fleckige H. (C. songarus), der Gesellige H. (C. socialis), ziegelroth; unten grau, am Missouri, gräbt sich große Höhlen, in jeder wohnen mehrere; bellen wie kleine Hunde Andere Arten sind der Sandhamster (C. arenarius), in den Sandsteppen der Krim, an der Wolga, dem Ural u. Irtisch; der Fleckenhamster (C. songarus), in Sibirien um den Irtisch; der Obhamster (C. Furunculus), um den Ob u. um Davurien; die Jaikmaus (C. Accedula s. migratorius), der Reishamster (C. phaeus) in den Steppen um die Wolga u. das Kaspische Meer bis Persien; der Schwarzbrüstige H. (C, nigricans), im Kaukasus, der Goldhamster (C. auratus), in Aleppo; Blasen- od. Taschenhamster ist die Taschenmaus (Ascomys bursarius), s.d.; Cricetus laniger ist der Chinchilla (Eriomys lanigera); C. gambianus ist Cricetomys gamb., C. myoides, s.u. Cricetomys. Einen fossilen H., Cricetus vulgaris fossilis, fand Kaup im tertiären Sand von Eppelsheim.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 920.
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