Leon

[730] Leon, (das Königreich) bildet gegenwärtig eins der zum Königreiche Spanien gehörigen castilianischen Länder, umfaßt 940 ! M. mit 1,200,000 Einw. und zerfällt in die Provinzen: Leon, Palencia, Toro, Zamora, Valladolid und Salamanca. Früher war L. ein mächtiges Königreich, welchem noch gegen das Ende des 10. Jahrh. die Grafen von Castilien als Vasallen untergeben waren. Später 1065 wurde es mit der Krone von Castilien verbunden, zwar nochmals selbständig, aber 1218 abermals mit Castilien vereinigt. Die Grenzen sind Asturien, Altcastilien, Estremadura, Portugal und Galicien. Das Land bildet eine Fortsetzung der castilischen Hochebene und gehört fast ganz zum Flußgebiete des Duero, der es in der Mitte durchströmt und dann gegen Portugal abgrenzt. Der größte Theil besteht aus dürren baumlosen Ebenen, auf denen nur unbedeutender Ackerbau, aber ausgezeichnete Merinozucht betrieben wird. Im Süden gedeihen noch Südfrüchte, während im Norden kaum noch der Weizen geräth. Besondere Producte sind Schafe mit röthlicher Wolle, Wölfe und isländisches Moos. Die Hauptstadt des Landes, gleichfalls Leon genannt, zählt ungefähr 10,000 Einw., treibt einen nicht unwichtigen Handel mit Arzneikräutern und hat mehre ansehnliche Gebäude namentlich eine schöne Kathedrale. Im Kloster zum heil. Isidor wurden lange Zeit die Leichname der Könige beigesetzt. L. ist auch Sitz eines Bischofs, hat ein Priesterseminar, eine gelehrte Schule und eine Ackerbaugesellschaft. Andere ansehnliche Städte sind Palenzia am Carrion mit 13,000 Einw., einem Dome und starker Fabrikation von wollenen Decken; Toro in einer sehr fruchtbaren Gegend mit [730] 8000 Einw.; Zamora am Duero mit 6000 Einw. und Lederfabriken; Salamanca (s.d.) und Valladolid. Die letztgenannte Stadt war ehemals sehr blühend und stark bevölkert, ist aber jetzt verödet und nur noch von etwa 21,000 Menschen bewohnt. Am merkwürdigsten ist sie durch die 1346 gestiftete Universität, zu der noch eine Akademie der Wissenschaften und Künste und eine ökonomische Gesellschaft kommt. Das königliche Schloß, die prachtvolle Kathedrale und der mit Säulengängen geschmückte Platz sind die bedeutendsten Bauwerke. Seiden-, Baumwollen- und Tuchweberei sind die Hauptnahrungszweige der Bewohner. Zu Valladolid ist Columbus 1506 gestorben.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 730-731.
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