Massenbach

[75] Massenbach (Christian von), preuß. Oberst und Generalquartiermeister, vorzüglich durch seine in den Jahren 1808–9 erschienenen Schriften zur neuern preuß. Geschichte unter Friedrich Wilhelm II. und III. und die 1817 wider ihn verhängte, sehr geheim betriebene Untersuchung bekannt, war 1768 zu Schmalkalden in Kurhessen geboren und erhielt seine militairische Vorbildung in der Militairakademie auf der Solitude bei Stuttgart, wo er nach seiner Anstellung bei der würtemberg. Garde im J. 1782 auch als Lehrer thätig war. Nach kurzer Zeit ging er jedoch in preuß. Dienste, ward beim Generalquartiermeisterstabe verwendet, auch als Lehrer der Mathematik von Friedrich Wilhelm II. bei seinem Sohne Ludwig angestellt und fand in dem Feldzuge von 1787 in Holland, sowie in dem Kriege von 1792–95 gegen Frankreich Gelegenheit, sich im Felde auszuzeichnen. Bei seinem Bestreben, sich geltend zu machen, trat er mit allerlei Entwürfen zu Verbesserungen im preüß. Heere auf, was Viele gegen ihn einnahm, und stand 1806 bei Eröffnung des Feldzugs gegen Frankreich als Obrist und Generalquartiermeister beim Corps des Prinzen von Hohenlohe. War M. vorher wider den Krieg mit Frankreich gewesen und hatte zur Besitznahme von Hanover gerathen, so drang er jetzt auf rasches Vorgehen an den Rhein, verlor aber auch nach der unglücklichen Schlacht von Jena und Auerstädt die Fassung und trug zur Capitulation des hohenloheschen Corps bei Prenzlau am 28. Oct. bei, was ihn in eine Untersuchung verwickelte, die jedoch in Folge der Ereignisse nicht beendigt ward. M. lebte seitdem auf seinem Gute Bialokosz im ehemaligen preuß. Antheile von Polen, welches ihm 1794 Friedrich Wilhelm II. geschenkt hatte, und in Würtemberg, wo die Stammgüter seiner Familie liegen und er in den Versammlungen der Stände der eifrigsten Opposition sich anschloß. Seine mehrmals verlangte Entlassung aus preuß. Diensten konnte M. nicht erhalten, wurde dagegen 1817 auf preuß. Verlangen in Frankfurt am Main verhaftet, wegen Verletzung der Gesetze und seiner Dienstpflicht durch früher und neuerlich wieder von ihm bewirkte Veröffentlichung amtlicher Schriften, in Küstrin vor ein Kriegsgericht gestellt, das zum Theil aus Freunden von ihm bestand, allein dennoch zu 14 Jahr Festungsarrest verurtheilt. M. ward im J. 1826 zwar begnadigt, starb aber schon 1827 auf seinem Gute im Großherzogthume Posen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 75.
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