Möser

[197] Möser (Justus), ein ausgezeichneter Staatsmann und Muster bürgerlicher Tugenden, geb. 1720 zu Osnabrück, wo sein Vater Kanzleidirector und Consistorialpräsident war, studirte zu Jena und Göttingen die Rechtswissenschaft und erwarb sich außerdem eine umfängliche literarische Bildung. Schon als Rechtsanwalt bewährte sich die unerschütterliche Redlichkeit und Uneigennützigkeit, der M. zeitlebens treu blieb, und er allein trat der Willkür des damaligen Statthalters von Osnabrück entgegen. Von dem Vertrauen seiner Mitbürger wurde M. 1747 zu der wichtigen Stelle eines advocatus patriae, sowie nachher von den Landständen zum Secretair und Syndicus der Ritterschaft ernannt, und war seit 1761 während der Minderjährigkeit des engl. Prinzen, welcher als protestantischer Bischof Osnabrück erhielt, in der That, wenn auch nicht dem Namen nach, der alleinige Rath des Regenten. Seine Umsicht verstand das oft verschiedene Interesse des Landesherrn und der Stände zu vereinigen, sowie in den Bedrängnissen des siebenjährigen Krieges seinem Vaterlande große Erleichterungen von den Kriegslasten zu verschaffen. Seit 1762 war M. Justitiar beim Criminalgericht zu Osnabrück, dann geheimer Referendar bei der Regierung, erhielt 1783 den Titel eines geheimen Justizraths, den er vorher mehrmals abgelehnt hatte, und starb im Jan. 1794. Außer dem im Geschäftsleben wohlerworbenen Ruhme gebührt ihm auch wegen seiner »Osnabrückischen Geschichte« (2 Bde., 3. Aufl., Berl. 1820), und anderer historischer, rechtswissenschaftlicher und Gegenstände des öffentlichen Lebens behandelten Schriften unter den vaterländischen Schriftstellern eine ausgezeichnete Stelle, und musterhaft bleibt die gefällige Anwendung, welche er von seiner Gelehrsamkeit, Geschäftskenntniß, von dem ihm zu Gebote stehenden Witz und der ihm eigenthümlichen Laune in den Aufsätzen zu machen verstand, welche darauf berechnet waren, seine Mitbürger für vaterländische Angelegenheiten zu gewinnen und darüber aufzuklären, und die aus den von M. seit 1766 für seine Vaterstadt geschriebenen Intelligenzblättern unter dem Titel »Patriotische Phantasien« (4 Bde., 3. Aufl., Berl. 1804) gesammelt herausgegeben worden sind. Welchen Antheil M. auch an den literarischen deutschen Verhältnissen nahm, spricht sich in seinen von Fr. Nicolai mit M.'s Lebensbeschreibung herausgegebenen »Vermischten Schriften« (2 Bde., Berl. 1797–98) aus, die unter Anderm auch eine den Hanswurst auf der Bühne vertheidigende Abhandlung gegen Gottsched (s.d.) und eine andere über deutsche Sprache und Literatur gegen Friedrich den Großen enthalten. Die Errichtung eines M. gewidmeten Denkmals zu Osnabrück im J. 1836 beweist, daß dort das dankbare Andenken seiner Verdienste noch nicht erloschen ist. M.'s persönliche Erscheinung, seine hohe, kräftig und ebenmäßig gebaute Gestalt, der wohlwollend ernste, mit Würde gepaarte Ausdruck seiner Züge war einnehmend und zugleich Achtung gebietend, und sein Walten im häuslichen und geselligen Leben foderte noch mehr dazu auf.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 197.
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