Murillo

[221] Murillo (Bartolomeo Esteban), der berühmteste span. Maler, der außer mit seinem Beispiele auch durch die von ihm betriebene und glücklich durchgesetzte Stiftung einer Malerakademie zu Madrid, seiner Kunst einen nationalen Aufschwung gab, ward 1618 zu Sevilla geboren, und da er in früher Jugend viel Anlage zum Zeichnen und Malen bemerken ließ, von einem Verwandten, Juan del Castillo, darin unterrichtet. Sehr bald aber mußte der Unbemittelte sich durch kleine Heiligenbilder seine Bedürfnisse zu verdienen suchen, trachtete dabei aber fortwährend nach höherer Ausbildung und brachte endlich so viel Geld zusammen, um 1643 nach Madrid kommen zu können, von wo aus er Italien zu besuchen hoffte. Davon brachte ihn jedoch sein berühmter Zeitgenosse Velasquez ab und verschaffte ihm als König Philipp IV. Hofmaler, während seines dreijährigen Verweilens dafür Gelegenheit, sich an den in den kön. Palästen vorhandenen Meisterwerken von Tizian, Rubens und Van Dyk unter seinem Beirath fortzubilden. Auf diese Art machte sich M. sein bewundernswerthes Colorit, die treffliche Behandlung der Perspective, die geistreiche Auffassung zu eigen, welche in seinen zahlreichen Werken sich mit zunehmender Selbständigkeit aussprachen. Seit 1660 war er Präsident der von ihm ins Leben gerufenen Akademie und war mit der Vollendung einer Verlobung der h. Katharina zum Altarblatte für die Capuciner zu Cadiz beschäftigt, als er 1682 mit an den Folgen eines Falles vom Malergerüste starb. Einzelne seiner Werke befinden sich in den Galerien zu Wien und München, viele in [221] Frankreich und England, wohin sie während der verhängnißvollen Wirren gelangten, welche Spanien im laufenden Jahrhunderte heimsuchten; viele werden aber auch noch dort, besonders in der königl. Galerie zu Madrid verwahrt.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 221-222.
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