Pyrenäen

[600] Pyrenäen (die), das nördl. Grenzgebirge der pyrenäischen Halbinsel (Portugal und Spanien), scheiden diese und zunächst Spanien von Frankreich und dehnen sich vom Cap Creuz am mittelländ. Meer westl. in einer Länge von 56 M., bei 12–15 M. Breite, zum Hintergrunde der Bucht von Biscaya aus. Man erkennt deutlich zwei Hauptzüge des Gebirges, die Ost- und Westpyrenäen, welche in der Mitte von dem 8900 F. hohen Quergebirge Tuc de Mauberme verbunden wurden, auf dem die nach Frankreich fließende Garonne entspringt. Nach der franz. Seite fällt das Gebirge steil ab und bietet dem Auge kahle Granitmassen, Wald, auf den höchsten Punkten Gletscher und ewigen Schnee; die kurzen Äste, welche sich nach den Ebenen von Languedoc und Gascogne hinziehen, sind meist Kalkfelsen, tragen Wald auf ihren Gipfeln und sind in den günstigen Lagen mit Reben bepflanzt. Nach Spanien hinüber senkt sich das Gebirge in unzähligen Vorbergen und Hügeln allmälig bis zum breiten Stromthale des Ebro hinab und nur im N. der Ebroquellen verlängern sich die Pyrenäen zum cantabrischen Gebirge und ziehen ununterbrochen westl. bis zum atlant. Meere, wo sie mit den Vorgebirgen Finisterre und Ortegal in der Nordwestspitze der Halbinsel endigen. Die höchsten Gipfel der Pyrenäen gehören meist zu Frankreich und liegen nicht auf dem Kamm der Hauptkette, sondern auf kurzen Seitenzweigen, sowie auch die Landesgrenze zwischen Frankreich und Spanien nicht über den Hauptrücken, sondern am südl. Fuße desselben entlang geht. Die höchste Spitze heißt der Maladetta (Pic d'Anethou) und erhebt sich 10,722 pariser Fuß, der Pic las Posets 10,584 F., der Mont perdu ungefähr ebenso hoch über das Meer; noch andere sind der Marboré und Vignemale, welche über 10,000, der Pic du midi d'Ossau und Pic du midi de Bigorre, die über 9000 F. hoch sind. In Spanien ist der zwischen 7000 und 8000 F. hoch geschätzte Mousset die höchste Spitze. Mehr als hundert Pässe, welche Ports und Cols genannt werden, gewähren Verbindungswege zwischen Frankreich und Spanien, allein nur sieben sind für Fuhrwerk gangbar. Die westl. Hauptstraße führt von Bayonne über Irun nach Vittoria, die östl. von Perpignan über Junquera nach Figueras; der höchste Paß ist die bis 9252 F. ansteigende und beschwerliche Rolandsbresche, welche meist blos von Schleichhändlern benutzt wird. Marmor, etwas Kupfer, Salz, Silber, etwas Waschgold in den Bächen sind die wesentlichsten mineralischen Producte dieses Gebirges, welches auch eine Menge Mineralquellen besitzt, von denen zwanzig zu Bädern benutzt werden. Die übrigen auf den Pyrenäen entspringenden Gewässer sind theils Nebenflüsse des Ebro in Spanien und des Aube, Teta und anderer in Frankreich, mit denen sie oder auch unmittelbar, wie der Llobregat und Ter, ins Mittelmeer sich ergießen, theils fließen sie auf ähnliche Weise in den Meerbusen von Biscaya. Nach den Pyrenäen werden drei franz. Departements (die der Ober-, Nieder- und Ostpyrenäen) und ein wichtiger Friedensschluß wird der pyrenäische Friede benannt, welcher am 7. Nov. 1659 zwischen Frankreich und Spanien auf der Fasaneninsel in der Bidassoa, dem nördl. Grenzflusse beider Staaten, vom Cardinal Mazarin und Don Luis de Haxo abgeschlossen wurde. Er machte den auch nach dem westfäl. Frieden fortgesetzten Feindseligkeiten jener Staaten ein Ende, und Frankreich erwarb darin von Spanien die Grafschaften Roussillon und Conflans diesseit der Pyrenäen, die nun die Grenze bildeten, sowie eine Menge Städte und Gebiete in den Niederlanden nebst andern Vortheilen; auch erfolgte im folgenden Jahre Ludwig XIV. Vermählung mit Maria Theresia, der ältesten Infantin Philipp IV.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 600.
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