Reni

Reni

[674] Reni (Guido), einer von den berühmtesten spätern ital. Malern, gehört zu den Schülern der Carracci (s. Malerei), wurde 1575 zu Bologna geboren und sollte als Sohn eines Musikers sich der Kunst des Vaters widmen.

Obgleich er darin frühzeitige Fortschritte machte, sprach sich doch seine vorzügliche Anlage zum Zeichnen so deutlich aus, daß ihn sein Vater zu dem in Bologna verweilenden, niederländ. Maler Dionys Calvaert in die Lehre gab. Nachher genoß er noch den Unterricht des Ludovico Carracci und besaß im zwanzigsten Jahre schon einen ansehnlichen Ruf, den sein späterer, wiederholter Aufenthalt in Rom fortwährend steigerte, wo er viele wichtige Arbeiten für den Papst, mehre Cardinäle und Vornehme ausführte, welche die allgemeine Bewunderung erregten. Dahin gehört namentlich seine berühmte Kreuzigung des h. Petrus, jetzt im Vatican, und die durch Kupferstich und sonst vervielfältigte Darstellung der Aurora oder Morgenröthe als Deckengemälde im Palast Rospigliosi; für den Papst malte er die Kapelle auf Monte Cavallo und in der Kirche Sta.-Maria-Maggiore, sowie im Auftrag des Cardinals Aldobrandini die Kapelle des Sacraments im Dom zu Ravenna. Mit wichtigen Aufträgen überhäuft, erledigte er dieselben, wie andere große Maler, zum Theil durch Mitwirkung seiner Schüler, verweilte auch deshalb einige Zeit in Neapel, kehrte aber endlich, der vielfach von seinen Kunstgenossen erfahrenen Misgunst müde, nach Bologna zurück, wo er auch 1642 starb. Seine hier errichtete Malerschule zählte gegen 200 Schüler, und zu den berühmtern Werken aus diesem Zeitraume werden seine Himmelfahrt Mariä in München, ein Christus mit der Dornenkrone in Dresden, die Scenen aus dem Leben des Hercules im Louvre zu Paris, besonders auch die Fortuna im Capitol zu Rom gezählt, welche unzählige Mal vervielfältigt worden ist. Von den Mächtigen und Vornehmen geehrt und für seine Arbeiten theuer bezahlt, gerieth R. [674] gleichwol durch unbesiegbare Leidenschaft für das Spiel in so zerrüttete Verhältnisse, daß seine künstlerische Thätigkeit litt, und er zuletzt besonders nur malte, um zu erwerben. Daher besteht auch ein großer Unterschied zwischen seinen Werken aus dieser letzten und aus der frühern Zeit, wo geistreiche und großartige Auffassung, correcte Zeichnung und natürliche Farbengebung, sowie andererseits die seltenste Anmuth und Lebendigkeit des Ausdrucks sich in seinen Schöpfungen vereinten.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 674-675.
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