Roggen

[723] Roggen (der), im gemeinen Leben vorzugsweise Korn genannt, ist eine in der nördl. Hälfte von Deutschland am meisten angebaute und darum besonders werthvolle Art von Getreide (s.d.), weil sie in Hinsicht des Bodens weniger eigen ist, auch von dürftigen und sandigen Fluren bei nicht zu großer Trockenheit noch eine lohnendere Ernte an Körnern und von einem gleich großen Acker mehr und auf mannichfaltigere Weise brauchbares Stroh liefert, als andere. Seine Körner liefern das im nördl. Deutschland beliebteste Mehl zum Brotbacken, das jedoch schwärzer als das von Weizen und Dinkel ist; außerdem werden sie zum Branntweinbrennen und zur Fütterung für Schweine und Pferde verwendet. Das Stroh wird in Form von Häckerling und auch mitunter lang verfüttert, zur Einstreuung in den Viehställen, zu Strohdächern und zum Flechten von Decken und Matten gebraucht. Je nachdem der Roggen im Herbste oder im Frühjahr ausgesät wird, heißt er Winter- oder Sommerroggen, reist aber in beiden Fällen im nächstkommenden Herbst; den ersten pflegen größere Körner und längeres aber härteres Stroh auszuzeichnen und sein Anbau ist ausgebreiteter als der des Sommerroggens. Die ursprüngliche Heimat dieser Getreideart ist übrigens unbekannt, doch rührt er jedenfalls aus einer Gegend her, die wegen ihrer nördl. oder hohen Lage ein gemäßigtes Klima besitzt, in welchem der Roggen auch vorzugsweise gedeiht, daher er in den südl. Ländern nur wenig angebaut wird. Es gibt nur wenige Abarten des Roggens und die vorhandenen scheinen leicht ineinander überzugehen; unter ihnen zeichnet sich der Staudenroggen dadurch aus, daß er sich sehr reichlich bestockt und deshalb dünner ausgesät werden, auch wenn dies nicht zu spät nach Johanni geschieht, im Herbste noch als Viehfutter abgemäht werden kann und dennoch eine gute Ernte gibt. In Deutschland nimmt man an, daß im Durchschnitt fünf Scheffel Roggen jährlich für den Kopf nöthig sind, wonach z.B. in Preußen allein 711/2 Mill. Scheffel verbraucht würden. Wollte man aber davon auch nur die Hälfte gelten lassen, so würde gegen diesen innern Verbrauch doch nur gering Das erscheinen, was hier in einem der am besten angebauten Länder als Überschuß für den auswärtigen Handel bleibt, indem z.B. aus dem ganzen preuß. Staate von 1823–28 jährlich im Durchschnitt nur 1,118,700 Scheffel Roggen, Gerste und andere Getreidesorten, und 1,178,000 Scheffel Weizen ausgeführt worden sind.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 723.
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