Rosenkranz

[746] Rosenkranz, Rosarium, Pater noster, franz. Chapelet, heißt bei den Katholiken eine Schnur, an welcher nach einer großen Kugel stets zehn kleine Kugeln funfzehnmal aneinander gereiht sind, und in deren Mitte ein Kreuz hängt. Dieses zeigt den Glauben an und nach den angereihten Kugeln werden die Gebete abgezählt. Bevor das Gebet von einem Katholiken nach dem Rosenkranze geschieht, muß er das Kreuz schlagen, ein Paternoster und drei Ave Maria beten; beginnt er dann das Gebet nach demselben, so spricht er bei jeder kleinen Kugel ein Ave Maria, bei jeder großen ein Paternoster. Diese Gebete werden so lange wiederholt, bis die Kugeln alle abgebetet sind, wenn vom sogenannten großen Rosenkranze die Rede ist; dagegen faßt der kleine Rosenkranz nur 50 Kugeln, nach dem also nur fünfmal zehn Ave Maria und nach jedem Ave Maria ein Paternoster gebetet wird. Weil der große Rosenkranz funfzehnmal zehn Ave Maria, wobei jedes zehnte Ave Maria von dem folgenden durch ein Paternoster getrennt wird, enthält, folglich ebenso viel englische Grüße, als es Psalmen gibt, heißt er auch Marienpsalter. Nach der Meinung des Katholiken bedeuten die funfzehn Kugeln funfzehn verschiedene Geheimnisse der Maria und an diese muß man beim Beten nach dem Rosenkranze denken. Diese Geheimnisse sind fünf freudenreiche, fünf schmerzliche und fünf glorwürdige. Zu den freudenreichen Geheimnissen gehören: die Verkündigung Mariä, die Besuchung Mariä, die Geburt Christi, die Reinigung Mariä, das Wiederfinden Jesu im Tempel; zu den schmerzlichen: die Todesangst Christi im Ölgarten, Christi Geißelung, Christi Krönung mit der Dornenkrone, Christi Gang nach der Schädelstätte, nach der er sein Kreuz trägt, Christi Kreuzigung; zu den glorwürdigen: die Auferstehung Christi, Christi Himmelfahrt, die Sendung des h. Geistes, die angebliche Himmelfahrt und die Krönung Mariä. Der Ausdruck Rosenkranz hat sein Entstehen daher, daß man die Rosenkränze aus orientalischem Rosenholze, oder aus getrockneten, zu Kugeln gearbeiteten Rosenblättern verfertigte; Paternoster heißt er, weil das Vaterunser, beim Gebete nach demselben, so häufig wiederholt wird. Die Erfindung des Rosenkranzes wird von der katholischen Kirche der Maria selbst beigelegt, doch war diese Art des Betens früher schon bei asiatischen Völkern gewöhnlich und christliche Einsiedler in Ägypten pflegten im 4. Jahrh. bestimmte Gebete nach einem Kerbholze abzuzählen. Während der Kreuzzüge wurde die Sitte im Abendlande gebräuchlich, zuerst in England und den Niederlanden, wo Nonnen die Ave Maria nach einer Anzahl Edelsteine hersagten, dann aber durch die Dominikaner (s.d.) allgemeiner gemacht. Die Gebetschnur der Mohammedaner hat 99 Kügelchen, die sie durch die Finger gleiten lassen, während sie die 99 Eigenschaften Gottes aussprechen. – Das Rosenkranzfest wurde vom Papste Gregor XIII. im J. 1573 gestiftet zum Andenken an den [746] Sieg, welchen die Christen bei Lepanto über die Türken erfochten hatten. Als diese 1716 bei Peterwardein geschlagen wurden, verordnete Papst Clemens XI., daß das Rosenkranzfest von der ganzen Christenheit gewissenhaft gefeiert würde. Es fällt den 10. Oct., wird aber in den meisten katholischen Ländern nicht mehr begangen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 746-747.
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