Rubens

Rubens
Rubens

[759] Rubens (Peter Paul), einer der vorzüglichsten Maler und wegen der großartigen Erfindung und Ausführung seiner Werke, wegen seines prächtigen Colorits und der außerordentlichen Kunst der Gruppirung und im Ausdrucke von Leidenschaften und Charakter, der Fürst der niederländ. Maler genannt, wurde 1577 zu Köln geboren, wohin sich sein Vater, ein adeliger Schöppe zu Antwerpen, der Unruhen in Brabant wegen begeben hatte.

Eine vorzügliche Erziehung entwickelte die vielseitigen Fähigkeiten des Knaben, der nach des Vaters Ableben bei einer Gräfin von Lalaing in Antwerpen Page wurde, bald jedoch das in sittlicher Beziehung nicht sehr gerühmte Haus derselben wieder verließ und sich unter Leitung des Malers Adam van Oort, und nachher van Veen's, mit glücklichem Erfolg ihrer Kunst widmete. Im 23. Jahre ging R. zur Fortsetzung seiner Ausbildung nach Italien, wo ihn auf Empfehlung des Erzherzogs Albert der Herzog Vincenz Gonzaga von Mantua in seine Dienste nahm, in welchen er sieben Jahre verweilte, viel malte, aber auch Reisen durch Italien und nach Spanien unternahm, wohin er ein kostbares Geschenk vom Herzog an den König Philipp IV. überbrachte. Auch hier ward ihm sein Aufenthalt ebenso Gelegenheit zu nützlichen Studien nach ältern Meistern, wie zur Vermehrung seines Ruhms durch Hervorbringung neuer Werke. Mit Auszeichnungen und Geschenken überhäuft, war R. nach Mantua zurückgekommen, als ihn eine gefährliche Erkrankung seiner Mutter zu einer schleunigen Reise nach Antwerpen bewog, wo er dieselbe aber nicht mehr am Leben fand. Aus Kummer über dieses ihm sehr nahe gehende Ereigniß brachte er dort vier Monate in der Abtei St.-Michel bei angestrengter künstlerischer und wissenschaftlicher Thätigkeit zu, und ward [759] nachher von den Versprechungen der Erzherzoge und seiner Liebe für Isabella Brant, mit welcher er sich 1609 verheirathete, bewogen, seinen bleibenden Wohnsitz in Antwerpen zu nehmen. Er baute sich eine prächtige Wohnung, die er auch mit Sammlungen kostbarer Kunstwerke und Seltenheiten ausschmückte, von denen er jedoch später den ansehnlichsten Theil um 10,000 Pf. St. an den Herzog von Buckingham nach England verkaufte, und stand auch wegen[760] seiner sonstigen Einsichten in solchem Ansehen, daß er mehrfach zu Staatsgeschäften verwendet wurde und auch den Frieden von 1630 zwischen England und Spanien unterhandelte. Nach dem Tode seiner ersten Gattin (1626) vermählte er sich zum zweiten Male mit der reizenden Helena Forman, welche er häufig als Modell benutzte. R. starb im Mai 1640 zu Antwerpen und ward in der St.-Jakobskirche glänzend bestattet, wo sich seine Kapelle und sein Denkmal befinden. Trotz seiner vermögenden Verhältnisse lebte R. ziemlich einfach und theilte seine Zeit regelmäßig zwischen Geschäften und Erholung. Außerordentlich groß ist die Zahl der von ihm herrührenden oder doch unter seiner wesentlichen Mitwirkung entstandenen Gemälde der mannichfaltigsten Gattung, indem er Bildnisse, Landschaften, Historien, Thiere, Jagden mit fast gleicher Meisterschaft darstellte. Zum Vorbild wählte R. weit mehr die Natur als die Antike, und der Ausdruck des Kühnen und Gewaltigen gelang ihm vorzugsweise, allein die Begeisterung und Schnelligkeit, mit welcher er arbeitete, ließen ihn zuweilen über die prächtige Farbengebung die Sorgfalt der Zeichnung vergessen. Auch die Kupferstechkunst verdankt R. außerordentlich viel, und mehre der ersten niederländ. Meister in derselben wurden von ihm gebildet. Unter seine berühmtesten Gemälde gehört die vorstehend in Holzschnitt dargestellte Kreuzesabnahme in der Kathedrale zu Antwerpen, welche R. bald nach seiner Rückkehr aus Italien malte und auf dem die Mutter Jesu, die beiden Marien, Joseph von Arimathia und fünf Jünger zur ausdruckvollsten Gruppe vereinigt sind. Die Peterskirche in Köln besitzt von R. eine Kreuzigung des h. Petrus, in den deutschen Gemäldesammlungen aber befinden sich in denen zu Wien, München, Dresden und Kassel zahlreiche und ausgezeichnete Werke von ihm. Van Dyck, Jak. Jordaens, D. Teniers, van Thulden, Cornelius Schutt und Andere gehören unter die große Zahl seiner Schüler.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 759-761.
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