Skanderbeg

[200] Skanderbeg, ein Held, welcher durch seine Tapferkeit den Sturz des griech. Reiches gegen die türk. Übermacht eine Zeit lang verzögerte, hieß eigentlich Georg Kastriota, und war, geb. 1404 oder 1414, ein Sohn Johann Kastriota's, der einen kleinen Bezirk von Epirus und Albanien zwischen dem Gebirge und Albanien als Erbfürstenthum besaß. Derselbe konnte dem türk. Sultan nicht widerstehen, unterwarf sich daher einem Tribute und lieferte seine vier Söhne, unter denen Georg der jüngste, als Geiseln aus, zur Sicherung seiner Treue. Georg wurde mit seinen Brüdern beschnitten und in der mohammedan. Religion erzogen. Durch muthige und tapfere Thaten erwarb er sich die Gunst des Sultans Murad und er erhielt den Namen Iskenderbeg (woraus dann Skanderbeg geworden), welches »Herr Alexander« bedeutet. Seine drei ältern Brüder werden in der Geschichte nicht weiter genannt, aber es ist auch die Behauptung unerwiesen, daß sie auf Befehl des Sultans durch Gift aus dem Wege geschafft worden seien. Nach des alten Kastriota Tode zog jedoch der Sultan das Fürstenthum desselben ein und entschädigte Georg durch Ertheilung des Ranges und Titels eines Sandschak und den Oberbefehl über 5000 Reiter. S. diente dem Sultan mit Auszeichnung in den Kriegen in Asien und Europa, und christliche Lobredner haben erzählt, daß sein Arm in der Schlacht die Christen geschont und nur gegen Heiden gekämpft habe. Aber S. war ein dem Islam ergebener Krieger bis in sein dreißigstes oder vierzigstes Jahr, wo er plötzlich von dem Sultan auf verrätherische Weise abfiel. Nach der Schlacht bei Nissa 1443, welche die Türken gegen Hunyades verloren hatten, suchte S. den Reiseffendi oder Geheimschreiber des Sultans auf und zwang ihn mit dem Dolch auf der Brust, einen Firman zu schreiben, welcher ihn zum Statthalter von Albanien ernannte. Nachdem dies geschehen, ermordete er den Geheimschreiber und eilte nach seiner Heimat. Mit dem Firman bewirkte er die Übergabe der befestigten Hauptstadt Kroja an ihn, dann aber schwor er dem Sultan und dem Propheten ab und erklärte, daß er das Vaterland, seine Familie und das Christenthum gegen die Feinde desselben rächen wollte. Die Albaneser, begeistert von dem Gedanken der politischen und Glaubensfreiheit, erklärten sich für ihn und die versammelten Stände in Epirus ernannten ihn zum Feldherrn im Kampfe gegen die Türken. S. that sich nun durch außerordentliche Tapferkeit, Leutseligkeit gegen Untergebene und Strenge gegen Lasterhafte hervor, und hatte ein Heer von etwa 8000 Reitern und 7000 Fußgängern, mit denen er 23 Jahre den gewaltigen Streitkräften des osman. Reiches Widerstand leistete. Murad, der mit 60,000 Reitern und 40,000 Janitscharen in Albanien einbrach und Kroya belagerte, mußte sich mit Verlust zurückziehen. Auch gegen Murad's Nachfolger, Mohammed II., behauptete sich S und erzwang endlich einen ihn in seinem Besitzthum sichernden Waffenstillstand. Der Papst Pius II., welcher einen Kreuzzug ausgeschrieben hatte, beredete ihn aber, den Frieden zu brechen. Er kämpfte abermals siegreich, doch endlich wurde ihm wahrscheinlich das Glück der Waffen ungetreu, denn obschon christliche Schriftsteller das Gegentheil versichern, so ist doch gewiß, daß S. Epirus verließ und auf venetian. Gebiete zu Alisso 1466 starb und daselbst begraben wurde. Seinen unmündigen Sohn Johann übergab er der Republik Venedig in Schutz. Erst nach noch zwölf Jahre dauerndem Kampfe gelang es den Türken, das ganze empörte Land zu unterwerfen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 200.
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