Tapeten

[363] Tapēten nennt man Stoffe, welche zur Bekleidung der Wände von Zimmern verwendet werden. Gegenmwärtig sind am gebräuchlichsten die Papiertapeten, welche auf die mannichfaltigste Weise mit Figuren in bunten Farben bedruckt, in eignen Fabriken oder Manufacturen hergestellt werden. Beiweitem schöner und kostbarer sind die gewirkten Tapeten; sie sind das Ausgezeichnetste, was die Weberei hervorzubringen vermag. Man machte sie ehemals besonders in den Niederlanden, zu Arras, von vorzüglicher Güte, daher sie noch in Italien Arazzi genannt werden. Am berühmtesten wurden die Tapeten, welche Papst Leo X. nach Cartons von Rafael in den Niederlanden weben ließ. Einige derselben schenkte Leo X. dem dresdner, andere dem wiener Hofe, wo sich dieselben noch befinden. Die römischen wurden mit andern geraubten Kunstschätzen nach Paris gebracht, sind aber dann wieder ausgeliefert worden. Man unterscheidet nach der Verschiedenheit des Stuhls, auf welchem sie gearbeitet worden, Hautelisse- oder hochschäftige und Basselisse- oder tiefschäftige Arbeit, von denen jene eine senkrecht aufgebäumte, diese eine wagerecht liegende Kette haben. Die Basselisse-Tapeten sind leichter und billiger, aber nicht minder schön als die Hautelisse-Tapeten und werden diesen daher jetzt vorgezogen. Die schönsten Tapeten, welche jemals verfertigt worden, sind die Gobelintapeten, die ihren Namen von dem unter König Franz I. lebenden Färber Gilles Gobelin haben und aus einer 1667 von Colbert angelegten Manufactur kommen. Es werden besonders Gemälde der alten ital., franz. und span. Schule in Teppiche übertragen, sodaß diese fast die Wirkung der Ölmalerei erreichen. Der Quadratstab dieser kunstreichen Gewebe kostet auf 100 Thaler und darüber. Auch die türk. und pers. Tapeten, die aus seiner dunkler Wolle in der Fabrik Savonnerie zu Chaillot bei Paris verfertigt werden, zeichnen sich durch Schönheit und Kostbarkeit aus. Außer den bisher genannten hat man auch noch gestickte Tapeten auf Leinwand, gewirkte seidene, leinene, baumwollene, lederne, Wachstuch- und Wachsleinwandtapeten.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 363.
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