Theodosius I.

[406] Theodōsius I. (Flavius), röm. Kaiser und mit dem Beinamen: der Große geehrt, wurde 345 zu Cauca im nördl. Spanien geboren. Er that sich schon in seiner Jugend durch Tapferkeit und Feldherrntalent hervor und erregte dadurch den Neid des Hofes. Sein Vater wurde, wie es heißt, auf Befehl des Kaisers Gratian ermordet, und T. mußte sich in den Privatstand zurückziehen. Als jedoch das Reich von barbarischen Völkern auf das härteste bedrängt wurde, erwählte ihn Gratian wegen seines bekannten Feldherrntalents 379 zum Mitregenten, und er wurde zu Sirmium als Cäsar Augustus des Orients mit dem Purpur bekleidet. Er kämpfte hierauf siegreich gegen die Barbaren, welche die Grenzen bedrängten, und zwang sie zum Frieden, besiegte die Ostgothen und behauptete sein Ansehen auch gegen seine Nebenbuhler um die Herrschaft. Maximus hatte sich zum Herrn von Gallien, Spanien und Britannien gemacht, den Gratian ums Leben gebracht und drang in Italien ein, und der junge Kaiser Valentinian II. floh nach Konstantinopel. Da nahm sich T. des Vertriebenen an, besiegte den Maximus 388, fing ihn und ließ ihn hinrichten. Es wird erzählt, daß sein inbrünstiges Gebet dem T. in jener Schlacht den Sieg verschafft hätte; es soll sich ein Sturmwind erhoben haben, welcher den Feinden ihre eignen Pfeile in das Gesicht trieb. Um das Reich zu beruhigen, verkündigte T. eine allgemeine Amnestie, und 389 zog er triumphirend in Rom ein. Der junge, wieder in sein Reich eingesetzte Valentinian wurde 392 ermordet und der Mörder Arbogast, ein fränk. Feldherr, setzte den Eugenius auf den Thron, während er selbst die Herrschaft ausübte. Doch T. kam zwei Jahre darauf nach Italien und siegte. Arbogast tödtete sich selbst, Eugenius ward von seinen eignen Soldaten umgebracht, und T. war im I. 394 alleiniger Beherrscher des ganzen röm. Reichs. Mit großer Umsicht und Klugheit ordnete er die innern Angelegenheiten seines weitläufigen Reichs, verbesserte die Gesetzgebung und benahm sich auf dem Throne mit Gerechtigkeit, Milde und Mäßigung. Die meisten Lobredner hat ihm sein Eifer für das katholische Christenthum verschafft. Nachdem er 380 zu Thessalonich sich hatte taufen lassen, erklärte er die Arianer für unfähig, Testamente zu machen und gerichtliche Zeugnisse abzulegen, beraubte die Manichäer aller bürgerlichen Rechte und ließ sie sogar förmlich verfolgen. Im I. 381 hielt er eine Kirchenversammlung zu Konstantinopel, welche zu neuen Verfolgungen gegen Ketzer Veranlassung wurde. Die Heiden waren noch härtern Verfolgungen ausgesetzt; im I. 392 wurde aller Götzendienst verboten, und die Zerstörung manches herrlichen Kunstwerks, welches mit jenem zusammenhing, war die Folge dieser Verordnung. Die christlichen Priester beherrschten ihn gänzlich, und der Willigkeit, mit welcher er sich diese Herrschaft gefallen ließ, verdankt er größtentheils den Beinamen des Großen. Vor seinem Tode bestimmte er, daß seine Söhne Arkadius und Honorius nach ihm das Reich beherrschen sollten und zwar jener den oström., dieser den weström. Theil, doch so, daß das Reich deswegen nicht getrennt würde. Er starb 395 zu Mailand und bald darauf folgte, was vorauszusehen war, eine Theilung des röm. Reichs, welche den Verfall desselben herbeiführen half.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 406.
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