Wolle

[998] Wolle, diejenigen tierischen Haare, die sich stapeln, d.h. auf dem Körper des Tieres sich kräuseln und so innig verbinden, daß sie auch nach der Trennung vom Körper ihren regelmäßigen Bau und einen mehr oder weniger festen Zusammenhang behalten: dies gilt von der W. mehrerer Säugetiere (Vigogne, Lama, Alpaka, Angora u.a.), vorzugsweise des Schafs (Schaf-W.). Die aus blumenkohlartigen Büscheln (Stapel) bestehende zusammenhängende Wollbedeckung der letztern heißt Vlies, das jährlich einmal (einschürige W.) oder zweimal (zweischürige W.) durch Schur (Schur-W., die beste) von der Haut getrennt wird. Andere Sorten: Rauf- oder Gerber-W., in Gerbereien mittels Kalk von den Fellen abgenommen; Schlacht- oder Blut-W., auch Polade, von geschlachteten, Sterblings-W., von gestorbenen Schafen; der Wäsche nach: W. in Schweiß, d.i. ungewaschen, und natürlich oder künstlich gewaschene W. (Rückenwäsche, Fabrikwäsche); nach der Güte und Gleichmäßigkeit der Haare im Handel: Superelekta, Elekta, Prima, Sekunda etc.; in technischer Hinsicht: Kamm- oder Zuggarn-W., Streich- oder Krempel- (auch Tuch-)W. (s. Wollspinnerei) und Katzen-W. (gröbste Sorte). (S. auch Kunstwolle.) Sächs. W. (engl. Saxon wool), früher die beste, jetzt in England jede feine W. (s. Merinos). Hauptproduktionsländer: Australien, Argentinien, Nordamerika, Uruguay, Kapland und Südrußland. Im Wollhandel ist England Mittelpunkt des Weltverkehrs, in Deutschland wird er durch Wollmärkte (bes. Breslau, Berlin, Posen, Thorn, Paderborn, Augsburg) gefördert. – Vgl. Heyne, »Die technische Verarbeitung der W.« (1891), Joclet (chem. Bearbeitung, 2. Aufl. 1901), Senkel (Produktion, 1901).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 998.
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