Druiden (Mythologie)

[230] Druiden (Mythologie). Die Priester und Weisen der alten nordgallischen und britannischen Völkerstämme, die sich zu einer großen Kaste ausgebildet zu haben scheinen. Der Klang ihres berühmten Namens reicht bis zu Cäsar's Zeiten hinaus. Daß auch Deutschland Druiden gehabt habe, wie Manche behaupten wollen, ist unerwiesen und sehr zweifelhaft. Sie waren dem Volke Priester und Propheten, Götterdiener und Religionslehrer, so wie Lehrer der Wissenschaften, die sie pflegten; sie waren Richter in allen öffentlichem und Privatangelegenheiten, und man erkannte ihre Aussprüche als göttliche Urtheile an. Ihr Oberster hieß Coiwi, oder Coibhi; dieser wurde stets als der Würdigste unter den Würdigen erwählt. Von Abgaben, Kriegsdiensten und überhaupt von Gemeindelasten waren sie frei. Ihre Schüler mußten eine sehr lange Lernzeit aushalten, und den empfangenen Unterricht bloß dem Gedächtniß einprägen. Sie lehrten besonders Unsterblichkeit der Seele, die Seelenwanderung, Tugend, Todesverachtung, Stern- und Naturkunde, und verkündigten die Macht und Hoheit ihrer Götter. In heiligen Eichenhainen war vorzüglich ihr Aufenthalt, und sie bedienten sich bei ihren Opfern und Augurien oft und gern der Eichenmistel einer heiligen Pflanze, die auf alten Eichen- und Birnstämmen wächst. Die Druiden trugen ein besonderes Gewand, das sie vor Andern auszeichnete, einen langen Talar von sechserlei Farben, darüber ein weißes stolaähnliches Kleid, und hölzerne fünfeckige Schuhe. Das Haar wurde kurz geschnitten, aber den Bart ließen sie wachsen. Im zweiten Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung sank[230] schon ihr Ansehen, mehrere römische Kaiser Augustus, Tiberius und Claudius sandten Vertilgungsheere gegen sie aus, und innere Zerwürfnisse machten dem ganzen Orden endlich ein Ende. Es soll auch Druidinnen gegeben haben, was wohl glaubhaft ist, die sich ebenfalls mit Wahrsagung, Arzneikunst und Zauberei beschäftigten; von diesen soll das verrufene Wort Drude herstammen, welches so viel als eine weise Frau, eine Wahrsagerin, eine Hexe bezeichnet. Diese Druidinnen mögen für ihre Volksstämme nicht mehr und nicht minder das gewesen sein, was den deutschen Stämmen ihre Alrunen(s. d. Art.) waren, nur daß ihr Name, wenn wir der Wortableitung vertrauen wollen, sich auch in Deutschland geltend machte und bis auf spätere Zeiten erhielt.

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Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 3. [o.O.] 1835, S. 230-231.
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