Gunlöde (Mythologie)

[82] Gunlöde (Mythologie). Die reizende Tochter des Riesen Suttung, welcher nach den nordischen Mythen im Besitz des von den Zwergen Fialar und Galar empfangenen Dichtermeths war, den diese Zwerge aus Quasir's Blut bereitet hatten. Der Jöte gab seiner Tochter diesen Meth zu hüten; tief im Schoos der Erde, wohin kein Licht drang, saß einsam die schöne Jungfrau. Odin, welcher gern des lockenden Gutes theilhaftig gewesen wäre, bestand manches Abenteuer deßhalb, schlüpfte als Schlange in den Berg, und gelangte durch finstre Klüfte und Höhlen endlich bis zur Schatzhüterin, die er durch Liebeswerbung dahin brachte, ihn drei Mal von dem Meth trinken zu lassen. In drei Zügen leerte er den ganzen Vorrath aus, und war nun im Besitz des begeisternden Trankes. Darauf in einen Adler verwandelt, flog er empor; und nun erst gewahrte Suttung den Räuber, und flog ihm auch als Adler nach, die Asen aber, wie sie Odin kommen sahen, setzten ihre Gefäße in Asgard aus, und empfingen darin den Dichtermeth. So wurde Odin, der auch den wahrhaft begeisterten Menschen von diesem Meth spendete, der Vater der Poesie.

–ch–

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 5. [o.O.] 1835, S. 82.
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