Here, Juno (Mythologie)

[256] Here, Juno (Mythologie), römisch Juno. Die Gemahlin des Zeus, das Ideal weiblicher Hoheit und Macht, gepaart mit einer Gluth leidenschaftlicher Erregbarkeit, die sich in Ausbrüchen des Zornes, des Stolzes, der Eifer- und Rachsucht offenbarte. Juno ist nicht das zärtlich liebende, schmiegsame, duldende Weib, dessen edlere Natur dennoch nie seine angestammte Würde verläugnet, sie ist gegen Liebe kalt, heftig, herrisch. Des Saturn und der Rhea Tochter, war sie als Schwester und Gemahlin des Götterkönigs Herrscherin des Olymps, war Ehegöttin und genoß großer Verehrung in Griechenland und Italien. Die vielen Liebesverhältnisse ihres Gemahls mit Göttinnen, Nymphen und Erdentöchtern stachelten ihre Eifersucht, und unzählig sind die Mythen von ihrer Verfolgung derer, die in Zeus Armen glücklich gewesen waren. Aus ihrer Kälte selbst erwuchs ihr vielfacher Verdruß, doch stolz verschmähete sie es, an ihrem Gatten das Vergeltungsrecht zu üben. Schwere Strafen verhängte Juno über die, welche es wagten, ihr mit Liebe zu nahen. Ixion umarmte statt ihrer eine Wolke, und büßte sein Vergehen auf einem ewig kreisenden Rade Ephialtes, von gleicher Begehrlichkeit[256] erfüllt, büßte in der Unterwelt an einer Säule, an welche er durch Schlangen gefesselt war, und ein Geier wüthete in seinen Eingeweiden. Der Leto oder Latona, der sanften Mutter des Phöbus und der Artemis, gönnte Here auf Erden keine bleibende Stätte; eine schwimmende Insel endlich mußte die Flüchtige aufnehmen. Als sie die schöne Jo eifersüchtig verfolgte und Zeus diese in eine weiße Kuh verwandelt hatte, erbat sie sich jene zum Geschenk und ließ sie durch Argos hüten, und als dieser durch Hermes erschlagen war, gebot sie der Erinnys, sie ruhelos durch die ganze Welt zu jagen. Die von Zeus geliebte Kallisto verwandelte Here in eine Bärin, Galanthis in ein Wiesel etc. Junotempel standen zu Argos, Sparta, Mykenä, Elis, Krotona, Karthago u. a. O. Der Pfau war ihr heilig, auch der Guckuck und der Granatapfel, die weiße Farbe war ihr geweiht, sie selbst war ein mythisches Symbol der Luft, des reinen Aethers, daher Iris, der Regenbogen, ihre schnelle Dienerin. Auch die Grazien dienten ihr, und einst lieh sie, um ihre ernste Schönheit mit der Macht des Liebreizes zu vermählen, den Gürtel der Venus.

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Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 5. [o.O.] 1835, S. 256-257.
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