Lotis, Lotos (Mythologie)

[410] Lotis, Lotos (Mythologie), eine schöne Nymphe, welche der begehrliche Gott Priapos liebte und verfolgte. Sie flehte zu den Göttern um Rettung, und wurde in einen Lotosbaum verwandelt, dessen Früchte eßbar waren und nach dem Genusse Vergessenheit bewirkten. Dieser Baum galt auch als Symbol der Keuschheit und an seinen Zweigen hing man das den Vestalinnen bei ihrer Einweihung abgeschnittene Haar auf. Der Lotosbaum (vielleicht Zizyphur-Lotus, Lamarck), ist nicht zu verwechseln mit dem Lotos, der in indischen wie ägyptischen Mythen so oft vorkommt. Dieses ist die rothe prächtige Seerose, Nymphaea Nelumbo Linn., Nelumbium speciosum Willd., N. Nenuphar, die heilige Blume des Orients, auf welcher Brahma und Ganga, Osiris und Harpokrates schwimmend abgebildet werden.[410] Die Lotosblume ist in Indien das Symbol der hervorbringenden Natur, und in ihr selbst ruht das geheimnißvolle Zeichen, in dem die schaffende Gottheit Schiwen ihren Sitz hat. Ja in ihr wurde Brahma selbst geschaffen, und in allen Dichtungen Indiens wird ihrer gedacht. Die Blumensprache bezeichnet mit der rosenrothen Blüthe geheimnißvolle Weise, mit der blauen Glauben. –ch–

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 6. [o.O.] 1836, S. 410-411.
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