Alexĭos

[308] Alexĭos, Name mehrerer byzantin. Kaiser. 1) A. I., Komnenos, Kaiser 1081–1118, Neffe des Kaisers Isaak Komnenos, geb. 1048, gest. 15. Aug. 1118, zeichnete sich als Feldherr unter den Kaisern Michael VII. Dukas und Nikephoros Botaniates aus, floh dann aber vor den Nachstellungen des letztern zum Heer, wurde von diesem zum Kaiser ausgerufen und entthronte den Nikephoros (1081). Mit den Seldschuken schloß er einen ungünstigen Frieden, um sich mit aller Macht gegen den Normannenherzog Robert Guiscard, der in das Reich eingefallen war, zu wenden. Gegen diesen verbündete er sich mit den Venezianern, denen er reiche Handelsprivilegien verlieh, und mit dem deutschen Kaiser Heinrich IV., wurde aber bei Durazzo geschlagen. Robert drang nun siegreich bis Makedonien vor, mußte aber 1082 nach Italien zurückkehren, worauf sein unter seinem Sohn Boemund zurückgelassenes Heer von A. fast vernichtet wurde. Robert erneuerte 1084 den Angriff, starb aber schon 1085, worauf sein Heer heimkehrte. A. kämpfte 1088 bis 1091 gegen die Petschenegen. die über die Donau vorgedrungen waren, und nahm darauf den Seldschuken eine Reihe von Inseln und Küstenstädten in Kleinasien ab. Gegen diese Feinde suchte er auch bei Papst Urban II. und den abendländischen Fürsten Hilfe; als aber 1096 die Kreuzfahrer im griechischen Reich erschienen, fanden sie nicht die gewünschte Aufnahme. A. nötigte schließlich die vor Konstantinopel erschienenen Fürsten, ihm den Lehnseid zu leisten; doch entsprangen aus diesem Verhältnis Zwistigkeiten und Gefahren für sein Reich (ein neuer Einfall Boemunds 1107–1108 wurde glücklich abgewehrt), die noch nicht beigelegt waren, als A. starb. Im Innern des Reiches, das er in ganz zerrüttetem Zustand vorfand, stellte er die Ordnung her, verbesserte das Heerwesen und die Finanzen, begünstigte die Kirche und verfolgte die Ketzer (Paulicianer und Bogomilen). Sein Leben beschrieb seine Tochter Anna Komnena (s. Anna 6) in der »Alexias«. Vgl. Chalandon, Essai für le règne d'Alexis I Comnène (Par. 1900).

2) A. II., Komnenos, Sohn Kaiser Manuels, Kaiser 1182–83, folgte 13jährig seinem Vater, wurde durch dessen Vetter Andronikos (s. d. 1) ermordet.

3) A. III., Angelos, Kaiser 1195–1203, entthronte seinen Bruder Isaak Angelos und führte darauf ein unrühmliches Regiment. Während der Belagerung von Konstantinopel durch die von Isaaks[308] Sohn Alexios herbeigeführten Kreuzfahrer und Venezianer 1203 floh er aus der Stadt, suchte in Kleinasien seine Herrscherrechte geltend zu machen, wurde aber von seinem Schwiegersohn Theodor Laskaris in ein Kloster zu Nikäa gesperrt, wo er starb.

4) A. IV., Angelos, Kaiser 1203–1204, Sohn des Isaak Angelos, floh nach dessen Entthronung durch Alexios III. nach Venedig. Er bewog durch große Versprechungen die dort versammelten Kreuzfahrer, zusammen mit den Venezianern zur Befreiung seines Vaters gegen Konstantinopel zu ziehen. Wirklich wurde A. nach der Flucht Alexios' III. zusammen mit seinem Vater Isaak auf den Thron erhoben, doch konnte er den vor der Stadt gebliebenen Kreuzfahrern seine Versprechungen, namentlich die Vereinigung der griechischen mit der römischen Kirche, nicht erfüllen. Daher erneuten diese die Belagerung, und dabei wurde A. entthront und getötet.

5) A. Komnenos, Enkel des Kaisers Andronikos Komnenos, gründete nach der Einnahme von Konstantinopel durch die Franken 1204 im nordöstlichen Kleinasien ein eignes Reich mit der Hauptstadt Trapezunt. Sein Enkel Johannes nahm den kaiserlichen Titel an, und seine Nachkommen haben als Kaiser von Trapezunt (Trebisonde) regiert, bis Sultan Mohammed 11. 1461 auch dieses Reich vernichtete.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 308-309.
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