Belle-Isle [2]

[611] Belle-Isle (spr. bäl-īl'), Charles Louis Auguste Fouquet, Herzog von, Marschall von Frankreich, geb. 22. Sept. 1684 zu Villefranche in Rouergue, gest. 26. Jan. 1761, gleich ausgezeichnet durch politische und schriftstellerische wie durch militärische Gaben. Als Enkel des Intendanten Fouquet (s. d.) anfänglich ungnädig behandelt, wurde er 1731 Generalleutnant. Im Polnischen Erbfolgekrieg trug er wesentlich zu dem vorteilhaften Frieden von 1735 bei. Zum Marschall erhoben, betrieb er als Hauptgegner der Pragmatischen Sanktion den Krieg gegen Österreich, vermittelte die Bündnisse mit Spanien, Bayern, Preußen, Kurpfalz und Köln und erwarb die Wahlstimmen der Kurfürsten 1741 in eigner Person für den Kurfürsten von Bayern. Im Österreichischen Erbfolgekrieg führte er ein französisches Heer nach Deutschland und erstürmte 26. Nov. 1741 Prag. Von Sachsen und Preußen verlassen, ward B. nebst Broglie von der österreichischen Gesamtmacht angegriffen und genötigt, sich nach Prag zu werfen, von wo er im Dezember 1742 den berühmten Rückzug nach Eger unter großen Schwierigkeiten vollführte. Um Preußen zum Beitritt zum Bunde gegen Österreich zu bewegen, reiste er nach Berlin, wurde aber 1744 zu Elbingerode mit seinem Binder von einem hannöverschen Amtmann verhaftet und nach England transportiert. Nach seiner 1745 erfolgten Auswechselung wurde er 1746 Oberbefehlshaber in der Provence. Nach dem Aachener Frieden ward B. Herzog und Pair von Frankreich, auch Mitglied der französischen Akademie. Seit 1757 Kriegsminister, erwarb er sich Verdienste um das französische Heerwesen. B. war der letzte seines Stammes. Vgl. Heigel, Der österreichische Erbfolgestreit und die Kaiserwahl Karls VII. (Nördling. 1877); de Broglie, Frédéric II et Marie-Thérèse (Par. 1882, 2 Bde.; deutsch, Minden 1884); Derselbe, Frédéric II et Louis XV (2. Aufl., Par. 1887, 2 Bde.); Graf Pajol, Les guerres sous Louis XV, Bd. 3 (das. 1884). – Sein Bruder Louis Charles Armand Fouquet, Graf von B., bekannt unter dem Namen Chevalier de B., zeichnete sich ebenfalls auf dem Schlachtfeld wie in der Diplomatie aus und versuchte 1746 mit 50 Bataillonen in[611] das Herzogtum Piemont einzudringen, wobei er 19. Juli am Col del'Assiette den Tod fand.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 611-612.
Lizenz:
Faksimiles:
611 | 612
Kategorien: