Bunzlau

[609] Bunzlau, 1) (Boleslavia, Boleslavec) Kreisstadt im preuß. Regbez. Liegnitz, am Bober und an der Staatsbahnlinie Sommerfeld-Liegnitz, 192 m ü. M., hat eine evangelische und eine kathol. Kirche, Synagoge, Denkmäler für den hier 1819 verstorbenen russischen Feldmarschall Kutusow und den hier gebornen Dichter Martin Opitz, Gymnasium, evang. Schullehrerseminar, Waisenhaus, keramische Fachschule, Provinzialirrenanstalt, Rettungshaus, Amtsgericht, Oberförsterei, Reichsbanknebenstelle, bedeutende Fabrikation von Tonröhren und Töpferwaren (Bunzlauer Gut), 2 Glasfabriken, Steinmetzwerkstätten, Eisengießerei, Wäsche-, Malz-, Drahtgeflecht- und Pumpenfabrikation, große Wassermühle, 2 Dampfsägemühlen, Blumen- und Baumzucht, Getreide-, Garn- und Viehmärkte und (1900) 14,590 Einw., darunter 2604 Katholiken und 111 Juden.

Wappen von Bunzlau (Schlesien).
Wappen von Bunzlau (Schlesien).

Nahebei die Herrnhuter Kolonie Gnadenberg. Die Stadt ist 1202 gegründet und Herzog Boleslaw zu Ehren benannt worden. Bei der ersten Teilung Schlesiens gehörte B. zum Herzogtum Glogau, später kam es zu Jauer. Die Reformation fand schon 1524 in B. Eingang. 1739 brannte es fast ab. Am 30. Aug. 1813 wurden liier die auf dem Rückzug von der Katzbach befindlichen Franzosen von Teilen der schlesischen Armee besiegt. Vgl. Dewitz, Geschichte des Kreises B. (Bunzl. 1885). – 2) Jungbunzlau (tschesch. Mladá Boleslav), Stadt in Böhmen, 230 m ü. M. auf einer felsigen Anhöhe am linken Ufer der Iser, Knotenpunkt der Böhmischen Nordbahn und der Österreichischen Nordwestbahn, teilt sich in die Alt- und Neustadt und zwei Vorstädte, ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Kreisgerichts, hat eine gotische Dechanteikirche und drei andre alte Kirchen, ein altes und ein neues Rathaus, ein ehemaliges Schloß aus dem 10. Jahrh. (jetzt Kaserne), ein Piaristenkollegium, ein Obergymnasium, eine Handwerker- und eine Ackerbauschule, Fabrikation von Woll- und Wirkwaren, Stärke, Spiritus, Seife und Kerzen, Wachswaren, Fahrrädern, Bierbrauerei, Mühlenbetrieb, bedeutenden Handel, eine Sparkasse, Gasanstalt, Wasserleitung und einschließlich der Garnison (1900) 13,482 tschech. Einwohner. Nördlich von B. an der Iser die großartige Kattundruckerei Josefsthal und die Stadt Kosmanos mit Schloß, Irrenanstalt und (1900) 3162 Einw. B. wurde um 995 von Boleslaw II. gegründet und hatte seine Blütezeit im 16. Jahrh. Die Böhmischen Brüder hatten hier eine ihrer Hauptgemeinden, einen Bischofssitz u. eine berühmte Schule. Im Dreißigjährigen Kriege wurde die Stadt wiederholt zerstört. – 3) Altbunzlau (tschech. Stara Boleslav), Marktflecken in Böhmen, Bezirksh. Karolinenthal, am rechten Ufer der Elbe und an der Österreichischen Nordwestbahn (Linie Wien-Tetschen), durch eine Brücke mit Brandeis verbunden, hat eine Kollegiatkirche (von 1046) mit Kapitel, eine Wallfahrtskirche, Brettsäge, Kunstmühle, Ölfabrik und ((900) 4001 tschech. Einwohner. Hier wurde 935 der heil. Wenzel von seinem Bruder Boleslaw ermordet. Südöstlich das Bad Houška mit eisenhaltiger Quelle.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 609.
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