Dampfbad [1]

[445] Dampfbad, ein Bad, bei dem der Badende der Einwirkung einer mit Wasserdämpfen beladenen Luft von 38–50° ausgesetzt wird. Derartige Bäder sind im Orient, in Mexiko etc. seit langem gebräuchlich, sie wurden auch im Mittelalter angewendet. Der Baderaum kann ein geschlossener Raum sein, in dem der Dampf erzeugt wird, besser aber wird er von außen zugeleitet (russisches Bad). Die Dampfzuleitung erfolgt bis zur Sättigung der Luft. Die Badenden ruhen auf Bänken, die, aus Holzlatten hergestellt, auch das Zuströmen des Dampfes von unten gestatten, sie werden teils nahe dem Fußboden, teils in halber Zimmerhöhe angebracht, so daß in demselben Raum verschiedene Wärmegrade zur Verfügung stehen. Hat nach 15–25 Minuten starker Schweißausbruch stattgefunden, so wird das Bad mit einer kalten (oder lauen) Dusche (Bad oder Waschung) abgeschlossen. Beim Kastendampfbad befindet sich der Körper des Badenden in sitzender Stellung in einem kistenartigen, aus Holz hergestellten Raum, der Kopf dagegen im Freien, der Hals ist durch eine gut anschließende Öffnung des Deckels abgedichtet. Eine ähnliche einfachere Vorrichtung besteht darin, daß man unter einen Rohrstuhl einen Eimer mit kochendem Wasser oder einen Spirituskocher stellt, den Badenden nackt auf den Stuhl setzt und ihn und den Stuhl mit einer am Halse des Badenden festgebundenen wollenen Decke umhüllt. Bei Soldampfbädern entwickelt man den Dampf aus Salzsole, auch werden die Dämpfe mancher Heilquellen, wie in Aachen, Baden bei Wien etc., und der Erde entströmende Wasserdämpfe und Gase, wie in Ischia und Monsummano, zu Dampfbädern benutzt. Das D. wirkt im wesentlichen wie ein warmes Bad, aber kräftiger. Die Hauttätigkeit wird stark angeregt, die Körpertemperatur steigt je nach der Dauer des Bades um 1–3°, die Pulsfrequenz und der Blutdruck werden erhöht, durch die starke Schweißabsonderung wird die Harnabscheidung stark vermindert, aber der Wasserkreislauf im ganzen beträchtlich befördert. Ferner erleidet der Stoffwechsel eine starke Erhöhung. Durch die kalte Dusche oder das kalte Vollbad wird ein energischer Nervenreiz und Anregung der Zirkulation erzielt. Man benutzt das D. namentlich bei Rheumatismus, Gicht, Katarrhen und Neuralgien, bei wassersüchtigen Anschwellungen infolge von Nierenaffektionen, zur Zerteilung alter Geschwülste, bei Metallvergiftungen und als Vorbeugungsmittel gegen Erkältungen. Es eignet sich nur für kräftigere Personen und ist ausgeschlossen bei organischen Herzfehlern, bei Lungenleiden, Gehirn- und Rückenmarkskrankheiten, Fieber, Epilepsie und bei Personen, die zu Ohnmachten und Schlaganfall neigen. Kastendampfbäder wirken milder als das russische Bad, weil der Badende Luft von Zimmertemperatur einatmet und die Wirkung der heißen Wasserdämpfe auf die Atmungsorgane fortfällt. Ost läßt man den Dampf (auch geschwängert mit ätherischen Olen oder Arzneistoffen) nur auf einzelne Körperteile wirken (Dampfduschen, bei denen strömender Dampf auf den Körperteil geleitet wird). Über das Irisch-römische Bad s.d.[445]

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 445-446.
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