Dembinski

[624] Dembinski, Heinrich, poln. General, geb. 16. Jan. 1791 im Krakauischen, gest. 13. Juni 1864 in Paris, trat 1809 in ein polnisches Jägerregiment. 1812 ward er auf dem Schlachtfeld von Smolensk von Napoleon I. zum Kapitän ernannt und focht 1813 bei Leipzig mit. Seit 1815 lebte er in Zurückgezogenheit in Polen. Beim Ausbruch der Revolution von 1830 erhielt er nach kurzem Dienst den Oberbefehl über die mobile Nationalgarde des Gebiets von Krakau und focht mit diesem Korps bei Grochow (25. Febr.). Bald darauf stellte ihn Skrzynecki an die Spitze einer Kavalleriebrigade, mit der er Diebitsch das Gefecht bei Kuslew lieferte. Glänzend war die Erstürmung der für uneinnehmbar gehaltenen Brücke bei Ostrolenka. Hierauf marschierte D. mit einer kleinen Schar mitten durch das von Feinden überschwemmte Land (17. Juni kritische Lage bei Kalwaria) nach Warschau (4. Aug.), wo er 10. Aug. nach Skrzyneckis Rücktritt zum Oberfeldherrn ernannt, aber schon nach zehn Tagen durch Krukowiecki ersetzt wurde. Er trat dann in Rybinskis Korps ein, mit dem er 5. Okt. 1831 die preußische Grenze überschritt. Er begab sich darauf nach Frankreich und reorganisierte 1843 die ägyptische Armee. Nachdem er 1848 den Slawenkongressen in Breslau und Prag beigewohnt, ging er nach Ungarn und ward 5. Febr. 1849 zum Oberkommandanten der revolutionären Hauptarmee ernannt, aber nach der unglücklichen Schlacht bei Kápolna (26.–27. Febr. 1849) entlassen. D. erhielt im Juni 1849 heim Herannahen der Russen das Kommando der ungarischen Nordarmee; doch legte er dieses bald nieder, weil setue Pläne nicht gebilligt wurden. Als infolge der zwischen Kossuth und Görgei entstandenen Differenzen das Oberkommando von letzterm an Mészáros überging[624] (2. Juli), wurde diesem D. als Generalquartiermeister an die Seite gegeben, der den Rückzug der Theißarmee bis Szegedin und die Schlacht bei Szoáy (5. Aug.) leitete. Bei Temesvár wurde er aufs Haupt geschlagen und seine Armee auseinander gesprengt. D. rettete sich auf türkisches Gebiet. Seit 1850 lebte er in Paris. Er schrieb: »Mein Feldzug nach und in Litauen und mein Rückzug von Kurszany nach Warschau« (hrsg. von Spazier, Leipz. 1832); »Mémoires« (Par. 1833); »Denkwürdigkeiten über den ungarischen Krieg 1848 und 1849« (das. 1849) und »Memoiren über den Aufstand von 1830–1831« (poln., Krakau 1878, 2 Bde.). Vgl. Danzer, D. in Ungarn (Wien 1873); Wacquant, Die ungarische Donauarmee 1848/49 (Bresl. 1902).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 624-625.
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