Dillingen

[10] Dillingen, 1) unmittelbare Stadt im bayr. Regbez. Schwaben, an der Donau und der Staatsbahnlinie Neuoffingen-Ingolstadt, 435 m ü. M., hat 6 katholische und eine evang. Kirche, ein altes Schloß (ehemals Residenz der Bischöfe von Augsburg, jetzt Amtssitz), ein Kapuziner- und ein Franziskanerinnenkloster, Gymnasium, Lyzeum, ein Klerikal- und ein Knabenseminar, eine Taubstummenanstalt, eine weibliche klösterliche Anstalt, Waisenhaus, Museum, Bezirksamt, Amtsgericht, Forstamt, Bierbrauerei und zählt (1900) mit der Garnison (ein Chevau-legerregiment Nr. 2 im benachbarten Dorfe Schretzheim) 6078 meist kath. Einwohner. Die ehemalige Universität von D., die, 21. Mai 1549 vom Bischof von Augsburg, Otto Truchseß-Waldburg, gestiftet, 1564 in die Hände der Jesuiten kam, wurde 1804 aufgehoben (vgl. Specht, Geschichte der ehemaligen Universität D., Freib. 1902). In der Nähe läuft der Karolinenkanal, der die Donaufahrt zwischen Lauingen und D. abkürzt. – Im Mittelalter residierten in D. Grafen, als deren erster Hugbald (gest. 909) erscheint. Einer seiner Nachkommen, Hartmann I. (gest. 1121), erwarb durch Erbschaft die Grafschaft Kyburg und ist ein Vorfahr des Königs Rudolf von Habsburg. Graf Hartmann IV. von D. setzte 1258 seinen gleichnamigen Sohn, Bischof von Augsburg, zum Erben seiner Güter ein, der sie dem Hochstift schenkte. 1488 ward D. Residenz der Bischöfe von Augsburg, 1803 kam es an Bayern. Bei D. endete 10. Okt. 1805 das Gefecht von Wertingen, als Murat die Österreicher in die dortigen Sümpfe drängte. – 2) Dorf im preuß. Regbez. Trier, Kreis Saarlouis, an der Prims, Knotenpunkt an der Staatsbahnlinie Saarbrücken-Konz, 182 m ü. M., hat eine kath. Kirche, betreibt eine Eisenhütte (1685 gegründet, mit 3400 Arbeitern), eine Fabrik gelochter Bleche, Ketten etc., Thomasschlackenmühle und zählt (1900) 5326 Einw.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 10.
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