Dobrudscha

[73] Dobrudscha (rumän. Dobrogia), rumän. Landschaft zwischen der Donau und dem Schwarzen Meer, umfaßt das Donaudelta und die südwestlich davon belegene Hochebene bis zur Linie Silistria-Mangalia (s. Karte »Rumänien«). Sie hat einen Flächeninhalt von 15,600 qkm (283,3 QM.), ohne das Donaudelta ca. 11,000 qkm. Zu beiden Seiten der Karasuniederung dehnt sich eine von Löß bedeckte waldlose Hochebene von 100–200 m Höhe aus. Im Nordwesten zieht sich von der Donau bei Măcin ein Gneisgebirge in zwei Kämmen nach Tulcea hin, das im Tutujat 456 m Höhe erreicht. Südlich davon begleitet das meist aus Tonschiefer bestehende Waldgebirge von Babadagh (mit dem Sultan Bair, 392 m) das rechte Ufer des Taïtabaches bis zum Rasimsee. Längs der Ostküste des Schwarzen Meeres erstreckt sich eine Reihe von Strandlagunen, aus denen Salz gewonnen wird. Die Ebene trug früher den Charakter der Steppe und diente nur als Weideland; neuerdings nimmt der Ackerbau zu (1901 waren 3370 qkm angebaut, bes. mit Gerste, Mais und Weizen). Bedeutend, obwohl ohne besondere Pflege, ist die Viehzucht; Pferde, Rinder und Büffel, besonders aber Schafe weiden dort in großen Herden. Wasser gewinnt man in den Dörfern durch tiefe Paternosterbrunnen. Das Klima ist wegen der Fieberluft ungesund und die Bevölkerung (1899: 258,242 Einw.), die neben Rumänen aus Bulgaren, Tataren und Tscherkessen besteht, äußerst schwach. Die Eisenbahnlinie Bukarest-Tschernawoda-Constantza durchschneidet das Land, der Bau eines Kanals auf derselben Route, der die Schiffahrt auf der Donau sehr abkürzen würde, ist geplant, begegnet aber außerordentlichen Schwierigkeiten, da eine Steigung von 50 m Höhe zu überwinden wäre. Der bedeutendste Hafen ist Constantza (s. d.). Die D. ist in zwei Kreise, Tulcea und Constantza, geteilt. – Am 23. März 1854 überschritten die Russen bei Braila, Galatz und Tultscha die Donau, eroberten Maein, marschierten 2. April am Trajanswall auf und machten dadurch die starke Stellung der türkischen Armee unter Omer Pascha bei Widin und Kalafat unwirksam. Im Hochsommer 1854 erlitt eine französische Division unter General Espinasse auf einem Zug in die D. durch Wassermangel, Hitze und Cholera empfindliche Verluste. Im Frieden von Santo Stefano 3. März 1878 wurde die D. von der Pforte an Rußland und von diesem gegen die Rückgabe von Bessarabien an Rumänien abgetreten. Vgl. Peters, Grundlinien zur Geographie und Geologie der D. (Wien 1867–68, 2 Bde.); Kanitz, Donau-Bulgarien und der Balkan, Bd. 3 (3. Ausg., Leipz. 1882); Nacian, La Dobroudja économique et sociale (Par. 1886); Wachs, Die untere Donau (in den »Neuen militärischen Blättern«, Berl. 1896); Knaflitsch, Die D. (Programm des Josefstädter Untergymnasiums; Wien 1900).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 73.
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