Galatz

[262] Galatz (rumän. Galaţi), Hafenstadt in Rumänien, Kreis Covurlui (Moldau), 15 m ü. M., an der Donau zwischen den Mündungen des Sereth und des Pruth, mit dem fischreichen See Bratysch, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Buzen-Barboşi-G., G.-Burdujeni und der Eisenbahn G.-Berlod, besteht aus[262] der Alt- und Neustadt und breitet sich amphitheatralisch am Abhang eines Hügels aus, dessen Fuß die Donau bespült. Die Altstadt (Mahalà) hat unregelmäßig gebaute Straßen, dagegen ist die auf dem Hügel gelegene Neustadt nach europäischem Geschmack gebaut. G. hat 24 Kirchen (darunter eine katholische, eine evangelische und eine reformierte), 2 Synagogen, einen großen Basar, eine Schiffswerft, viele Warenmagazine und Getreidespeicher, zahlreiche Bankhäuser, einen schönen Kai, wohlgepflegte öffentliche Gärten und (1899) 62,678 (1869 erst 36,000) Einw. verschiedener Nationalität. Es gibt Fabriken für Stearinkerzen, Drahtnägel, Blechdosen, Makkaroni und Seilerwaren. G. treibt ansehnlichen Handel. Die Einfuhr besteht in Geweben, Eisen, Stahl, Holz, Fischen, Südfrüchten, Ol, chemischen Produkten u. a., die Ausfuhr vornehmlich in Getreide (meist Mais, dann Weizen, Gerste, Roggen, Hafer), Mehl, Brettern und Bauholz. Im Getreidehandel tritt G. hinter Sulina und Braila mehr und mehr zurück. 1902 liefen 1033 Seeschiffe von 1,128,089 Reg. – Ton. (mit 249,834 Ton. Ladung) und an Flußschiffen 3586 Fahrzeuge von 698,010 Reg. – Ton. (mit 258,734 Ton. Ladung) ein. Die Einfuhr betrug 1900: 33,783,901, die Ausfuhr 23,968,039 Fr. Obwohl von der Sulinamündung der Donau 148 km Wasserweg entfernt, gilt G. doch für eine Seestadt und steht mit Konstantinopel, Odessa, Batum, Triest, Italien, Marseille und Rotterdam sowie mit dem ganzen Donaulitorale durch regelmäßige Dampfschiffahrt in Verbindung. Die Stadt hat ein Gymnasium, eine Gewerbeschule, ein Seminar, eine Präfektur, ein Tribunal und ist Sitz eines Bischofs und des Generalkommandos des 3. Armeekorps, außerdem der Konsuln von zwölf fremden Mächten (darunter auch eines deutschen Berufskonsuls) sowie der europäischen Donaukommission (s. Donau, S. 110) und der Pruthkommission. – G. wurde 1. Mai 1789 von den Russen erobert, die dagegen 18. Aug. d. J. unter General Geismar hier durch die Türken geschlagen wurden. Am 11. Aug. 1791 schloß Rußland in G. die Friedenspräliminarien mit der Pforte ab. Am 10. Mai 1828 wurden die Türken bei G. durch die Russen besiegt. Mitte 1853 rückten die Russen, 1855 die Österreicher in G. ein und hielten die Stadt bis 1857 besetzt. Während des russisch-türkischen Krieges (1877–78) war sie wieder in den Händen der Russen, die im Januar 1878 die Militärbahn nach Bender eröffneten. G. war bis 1883 Freihafen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 262-263.
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