Drachen blut

[156] Drachen blut (Drachenblutharz, Sanguis Draconis), ein dunkel blutrotes, undurchsichtiges, sprödes Harz, das von verschiedenen Pflanzen stammt, für den europäischen Handel aber so gut wie ausschließlich von der in Hinterindien, auf den Molukken und Sundainseln, besonders auf Sumatra heimischen Palme, Calamus Draco, geliefert wird (ostindisches D.). Man sammelt die zwischen den Schuppen der Calamus-Früchte abgeschiedenen Harzkörner (Tränen), erhitzt dann die Früchte mit Wasserdampf, formt das ausgeschiedene Harz zu Kuchen (D. in Kuchen) und verarbeitet auch die Rückstände (D. in Massen); oder man erhitzt die Früchte sofort über Feuer und formt aus dem abgeschiedenen Harz Stangen. D. ist tiefrot, homogen, manchmal fast schwärzlich, undurchsichtig, geruchlos, schmeckt etwas süßlich, löst sich leicht in Alkohol, Äther, teilweise in Benzol, Chloroform, Chloralhydrat, schmilzt bei 70° und riecht beim Brennen storaxartig. Es besteht aus einem roten Harz (Estergemisch), Dracoresen, Dracoalban etc., diente früher in der Medizin, wird jetzt fast nur noch zu roten Firnissen, Polituren, Zahnpulvern etc. verwendet. Amerikanisches oder westindisches D. quilt aus der verwundeten Rinde von Pterocarpus Draco L., in Westindien. Auch Croton salutaris Casar., C. Urucurana Bill. und andre Arten in Brasilien liefern D. Kanarisches D. stammt von Dracaena Draco L. und soll aus dem verwundeten Stamme dieses Baumes fließen; ein ähnliches Produkt stammt von Dracaena cinnabari, auf Sokotora. Das schon bei Theophrast, Plinius und Dioskorides vorkommende D. (Kinabari) lieferten Sokotora und die benachbarten arabischen und afrikanischen Länder. Im 15. Jahrh. wurde das kanarische D. bekannt, und im 18. Jahrh. berichteten Kämpfer und Rumphius über das auf Sumatra von Calamus Draco gesammelte Harz. Vgl. Lojander, Beitrag zur Kenntnis des Drachenblutes (Straßb. 1887).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 156.
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