Dreifarbendruck

[186] Dreifarbendruck (hierzu Tafel »Dreifarbendruck«) ist ein graphisches Verfahren, das sich darauf gründet, daß man durch Mischung von drei Hauptfarben alle Farbennuancen herstellen kann. Man macht von dem bunten Original drei gleichgroße Negative, eins hinter violettem Glas auf einer gewöhnlich photographischen Platte, das zweite hinter grünem Glas auf Platten, die durch Eosin od. dgl. für grünes Licht besonders empfindlich gemacht wurden, das dritte hinter orangerotem Glas auf gelbrot empfindlichen Platten. Auf dem ersten Negativ kommt das Blauviolett, auf dem zweiten das Grün, Gelbgrün und Blaugrün, auf dem dritten das Gelbrot des Bildes zur Geltung. Man verwendet wohl auch für alle[186] drei Aufnahmen gleiche (panchromatische) Platten, die annähernd für alle Farben des Spektrums empfindlich sind. Nach den erhaltenen Negativen stellt man Druckplatten her und druckt sie in den entsprechenden komplementären Farben, die erste Platte also für Gelb (Chromgelb), die zweite für Rot (Krapprot), die dritte für Blau (Berlinerblau) übereinander. Auf diese Weise erhält man ein buntes Bild, das den Farben des Originals entspricht. Die Platten können für die Buchdruckpresse mit Hilfe der Autotypie, aber auch für die Licht- oder für die Steindruckpresse hergerichtet werden. Für größere Auflagen eignet sich besonders die Dreifarbenautotypie, die häufig zu Illustrationen in Büchern, Zeitschriften etc. benutzt wird. Die Dreifarbenautotypie und der Dreifarbenlichtdruck haben für die Wiedergabe von Gemälden und Naturobjekten große Bedeutung gewonnen. Die ersten Versuche im D. machte der Kupferstecher Le Blon (geb. 1667 in Frankfurt a. M.). Er versuchte farbige Kupferstiche mit den sieben Farben des Spektrums zu drucken und fand, daß man mit drei Farben auskomme. Der zu Beginn des 19. Jahrh. aufblühende lithographische Farbendruck lenkte die Aufmerksamkeit wieder auf die Vereinfachung der Farbenmischung, und Weishaupt druckte 1835 Dreifarbenlithographien. Maxwell erhielt 1861 durch Vorschalten gefärbter Gläser vor der photographischen Camera Teilnegative, die den Grundfarben entsprechen, und 1865 wurde dieselbe Idee von Collen in London und Ranconnet in Wien aufgenommen. Letzterer stellte Dreifarbenlithographien her und verwendete zur Korrektur eine Grauplatte (Vierfarbendruck). Vogels Einführung der farbenempfindlichen Platten 1873 leitete dann den photographischen D. schnell zur praktischen Ausführung, und Ducos de Hauron erzielte damit die ersten günstigen Resultate. Vgl. Hübl, Die Dreifarbenphotographie (2. Aufl., Halle 1902); Hofmann, Praxis der Farbenphotographie (Wiesbad. 1900); Grebe, Geschichte der Dreifarbensynthesen (in der »Zeitschrift für Reproduktionstechnik«, 1900); Eder, Spektralanalytische Studien über photographischen D. (in den »Denkschriften der kaiserlichen Akademie der Wissenschaft in Wien«, 1902).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 186-187.
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