Freidank

[60] Freidank (Vrîdank), Verfasser eines mittelhochdeutschen Lehrgedichts, das den Titel »Bescheidenheit« (d. h. Einsicht, Lebensweisheit) führt, aus den 20er Jahren des 13. Jahrh. F. kam mit dem Kreuzheer Friedrichs II. nach dem Heiligen Land, wo er 1228 bis 1229 einen Teil seines Gedichts verfaßte. Es besteht aus lose aneinandergereihten Reimsprüchen von Gott, Seele, Ketzerei, Arm und Reich, Sünde, Pfaffen, Königen und Fürsten, Weisen und Toren, Weib und Liebe, Erkenntnis, Gut und Übel, Rom etc. Bei dem reichen Schatz von Lebensweisheit und Erfahrung, den die Dichtung, z. T. in Anlehnung an die Sprichwörter des Volkes, in sich schließt, stand sie bis ins 16. Jahrh. hinein in hohem, wohlverdientem Ansehen. Kritische Ausgaben von W. Grimm (Götting. 1834, 2. Aufl. 1860) und von Bezzenberger (Halle 1872). Eine erweiternde Umarbeitung gab Sebastian Brant (1508 u. ö.); neuhochdeutsche Bearbeitungen von Simrock (Stuttg. 1867), Bacmeister (das. 1875) u. Pannier (Leipz. 1878). Vgl. Paul, Über die ursprüngliche Anordnung von Freidanks Bescheidenheit (Leipz. 1870 und in den Sitzungsberichten der philosophisch-historischen Klasse der Münchener Akademie, 1899).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 60.
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