Getriebene Arbeit

[771] Getriebene Arbeit, aus hämmerbarem Metall gefertigte Waren, auf denen mittels Hämmer, Bunzen oder Stanzen erhabene, innen vertiefte Figuren ausgearbeitet (getrieben) worden sind. Bei Anwendung der Bunzen erfolgt das Treiben des (Gold-, Silber-, Kupfer-) Blechs allmählich auf einer Unterlage (Treibpechscheibe), und zwar wird abwechselnd die eine und die andre Seite bearbeitet, um die Figuren durch Treiben oder Zurücktreiben des Grundes zu erhöhen. In ähnlicher Weise erfolgt die Bearbeitung mittels vielgestaltiger Hämmer auf festern Unterlagen (Treibstöcken). Für die Massenerzeugung dienen jetzt ausschließlich Stanzen, zwischen denen das Blech unter Fallwerken oder Pressen gepreßt wird. Die Technik der getriebenen Arbeit war im Altertum, im Mittelalter und in der Renaissance ein wichtiger Zweig künstlerischer Tätigkeit. Aus der Bronzezeit finden sich gegossene Stücke, Knöpfe, Knäufe u. dgl., die mit Goldblech so überzogen wurden, daß dieses sich genau dem Profil jener anschmiegte und, abgenommen, einen Abdruck der Form bildete. In Rom und Byzanz stellte man Zieraten und Gefäße in getriebener Arbeit her, wobei man sich hochgeschnittener Holzmodeln bediente, die von rückwärts in das Metall eingeschlagen wurden, eine Technik, die auch im Anfang des Mittelalters noch im Gebrauch war. Der Mönch Theophilus (etwa um 1100 n. Chr.) gibt im dritten Buche seiner »Diversarum artium schedula« genaue Anweisung zum Treiben von Reliefs und Gefäßen. Das 16. Jahrh. schuf in Gefäßen, Schmuckgegenständen, Rüstungen etc. die herrlichsten Werke in getriebener Arbeit, worin Deutschland und Italien miteinander wetteiferten. Mit der Treibarbeit eng verbunden ist das. Ziselieren (s.d.). In neuester Zeit ist die g. A. bei Ausführung größerer Bildwerke in Kupfer wieder in Übung gekommen. Vgl. B. Cellinis »Abhandlungen über die Goldschmiedekunst und die Skulptur« (deutsch, Leipz. 1867); Schuberth, Hand- und Hilfsbuch für den praktischen Metallarbeiter (Wien 1883); Schlosser, Das Löten und die Bearbeitung der Metalle (2. Aufl., das. 1891); [771] Trauth, Werkzeuglehre und die Bearbeitung der Metalle (3. Aufl., Kriens-Luzern 1900); Bersch, Lexikon der Metalltechnik (Wien 1900).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 771-772.
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