Grenzboten

[278] Grenzboten, in Leipzig erscheinende Wochenschrift für Politik, Literatur und Kunst, wurde 1841 in Brüssel von J. Kuranda (s. d.) zur Pflege der Beziehungen zwischen dem belgischen und deutschen Liberalismus begründet und siedelte 1842 nach Leipzig über, wo Fr. W. Grunow (s. d.) den Verlag übernahm. Von Leipzig aus wurde auch der österreichische Liberalismus für die G. interessiert, die lange Jahre hindurch, seit 1848 unter Leitung von Gustav Freytag und Julian Schmidt, die an Stelle Kurandas Mitbesitzer des Blattes geworden waren, der Mittelpunkt aller politischen Forderungen der gemäßigten liberalen Parteien in Deutschland und Österreich blieben. Von 1857–66 war Moritz Busch an der Leitung des Blattes beteiligt, die er zuletzt wegen seiner Parteinahme für Bismarck niederlegen mußte. Ende 1870 schied Gustav Freytag aus der Teilhaberschaft aus, wie schon früher (1861) Julian Schmidt, und Hans Blum übernahm die Redaktion, die er bis Ende 1878 führte. Dann trat an seine Stelle Johannes Grunow, der Inhaber des Verlags, bis Ende 1897 in Gemeinschaft mit Gust. Wustmann (s. d.). Von da ab nahmen die G. eine von allen Parteien unabhängige Stellung ein, ohne jedoch von ihrer Hinneigung zur Bismarckschen Politik abzuweichen und von ihrer frühern Bedeutung einzubüßen. Diese Unabhängigkeit des Urteils[278] erstreckt sich auch auf literarische und künstlerische Fragen. In neuester Zeit haben sich die G. besonders eifrig mit der Sozialpolitik im Sinn eines billigen Ausgleichs zwischen den Klassenunterschieden beschäftigt. über die Geschichte der Zeitschrift vgl. die Jubiläumsnummer vom 1. Okt. 1891.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 278-279.
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