Hahnemann

[625] Hahnemann, Samuel Christian Friedrich, der Begründer der Homöopathie, geb. 10. April 1755 in Meißen, gest. 2. Juli 1843 in Paris, studierte in Leipzig, Wien und Erlangen, praktizierte dann in Hettstedt, Dessau und Gommern bei Magdeburg, daneben ununterbrochen Chemie, Mineralogie und Metallurgie studierend. Er schrieb ein Apothekerlexikon (Leipz. 1793–99, 2 Bde.); »Über Arsenikvergiftungen« (das. 1786); eine Schrift: »Über venerische Krankheiten« (das. 1788), wobei er ein neues, auflösliches Quecksilberpräparat (Mercurius solubilis Hahnemanni) empfahl, das, wie seine Weinprobe (auf Blei und Eisen, Leipz. 1788), allgemeine Aufnahme fand. 1784 ging er nach Dresden und 1789 nach Leipzig. In einer Anmerkung zu seiner Übersetzung von Cullens »Materia medica« trat er zuerst mit der Behauptung auf, daß eine starke Dosis China imstande sei, Wechselfieber zu erregen, wie sie es zu heilen vermöge, und pante in der Folge auf diese Behauptung das Prinzip einer neuen, als Homöopathie (s. d.) bezeichneten Heillehre. Er wendete sich nunmehr der Praxis wieder zu, wurde aber als Scharlatan und, da er die homöopathischen Arzneimittel selbst bereitete, auch von den Apothekern angefeindet und lebte, von Nahrungssorgen gedrängt, nacheinander in Georgenthal, Braunschweig, Königslutter, Hamburg, Eilenburg, 1802–10 in Torgau; 1811 kehrte er nach Leipzig zurück, um durch akademische Vorlesungen seiner neuen Lehre, die er in seinem »Organon der rationellen Heilkunde« (Dresd. 1810, 5. veränderte Aufl. 1833; später herausgegeben von A. Lutze, 7. Aufl., Köthen 1881) zuerst als ein Ganzes der Öffentlichkeit übergab, Eingang zu verschaffen. Zugleich praktizierte er als Arzt. Da ihm aber nicht verstattet wurde, Medikamente zu bereiten und auszugeben, nahm er 1820 seinen Wohnsitz in Köthen und wurde von dem Herzog Ferdinand zum Hofrat und Leibarzt ernannt. 1835 siedelte er nach Paris über, wo er eine lohnende Praxis fand. Seine Frau hatte ihn bei der Behandlung der Kranken unterstützt und setzte die homöopathische Praxis selbständig fort. H. schrieb noch: »Fragmenta de viribus medicamentorum positivis« (Leipz. 1805, 2 Bde.); »Reine Arzneimittellehre« (Dresd. 1811, 6 Bde.; Bd. 1 u. 2, 4. Ausg., Bd. 3–6, 3. Ausg. 1856); »Die chronischen Krankheiten« (das. 1828–1830, 4 Bde.; Bd. 1 u. 2, 2. Aufl. 1835, Bd. 3–5, Düsseld. 1837–39). Seine kleinern Schriften wurden von Stapf gesammelt (Dresd. u. Leipz. 1829–1834, 2 Bde.). 1851 wurde H. von den homöopathischen Ärzten Deutschlands zu Leipzig, 1855 in Köthen eine Statue, erstere von Steinhäuser, letztere von Schmitz, errichtet. Auch Washington hat seit 1906 ein Denkmal Hahnemanns. Vgl. Albrecht, S. Hahnemanns Leben und Wirken (2. Aufl., Leipz. 1875).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 625.
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