Hähnel

[625] Hähnel, Ernst Julius, Bildhauer, geb. 9. März 1811 in Dresden, gest. daselbst 22. Mai 1891, widmete sich an der dortigen Bauschule, seit 1830 in München der Architektur, dann der Plastik, der er sich später in Rom ausschließlich zuwandte. Seit 1835 in München verweilend, wo er den Einfluß Genellis erfuhr, wurde er 1838 nach Dresden berufen und mit Anfertigung eines Teiles der Skulpturen am neuen Theater betraut, die aber bei dessen Brande z. T. vernichtet worden sind. Gerettet wurden die Statuen von Sophokles, Aristophanes, Shakespeare und Molière, die am Neubau des Theaters wieder verwendet wurden, während das hervorragendste dieser Werke, ein Fries mit einem Bacchuszug, nur in Abgüssen erhalten ist. Die großartige Auffassung seiner Kunst offenbarte er zuerst in einer Statue Beethovens für Bonn, von Burgschmiet in Erz gegossen (1845 enthüllt). 1846 vollendete H. für das 500jährige Jubiläum der Prager Universität die 4 m hohe Statue Kaiser Karls IV. Mit einer Madonna (1850) versuchte er sich in einer Richtung, die ihm bisher fern gelegen, bewies sich aber auch hier als tüchtiger Künstler. Sodann schuf er für das neue Museum in Dresden zahlreiche Reliefs und sechs Statuen in Sandstein: Alexander, Lysippos, Michelangelo, Dante, Raffael und Cornelius, worunter Raffael (s. Tafel »Bildhauerkunst XV«, Fig. 3; Wiederholung in Marmor in der Berliner Nationalgalerie und dem Leipziger Museum) die gelungenste ist. Seine nächsten größern Arbeiten waren das Standbild des Königs Friedrich August II. in Dresden, 1867 enthüllt, die Reiterstatue des Fürsten Schwarzenberg in Wien, die Statue Theodor Körners in Dresden (1871). Dann schuf H. die Reiterstatue des Herzogs Friedrich Wilhelm für den Schloßplatz von Braunschweig, umfangreiche Arbeiten für das Wiener Opernhaus (darunter die klassische und romantische Poesie auf Flügelrossen) und 1883 eine Bronzestatue von Leibniz für Leipzig sowie eine Gruppe: Eva, den kleinen Abel vor Kain schützend. Hähnels eigentliches Gebiet war die ideale Plastik, die er als begeisterter Verehrer der Antike kultivierte, mit besonderer Vorliebe für die Gestalten des bacchischen Kreises. Er war Professor der Bildhauerkunst an der Dresdener Akademie und Ehrendoktor der Universität Leipzig. Eine Sammlung seiner Werke erschien in 150photographischen Nachbildungen in Dresden (1882 bis 1887). Vgl. Grosse, Ernst Julius Hähnels literarische Reliquien (Berl. 1893).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 625.
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