Hartzenbusch

[847] Hartzenbusch, Juan Eugenio, span. Dichter, geb. 6. Sept. 1806 in Madrid, gest. daselbst 3. Aug. 1880, Sohn eines deutschen Schreiners aus Schwadorf bei Köln, der sich dort mit einer Spanierin verheiratet hatte, studierte seit 1815 in Madrid Theologie und dichtete nebenbei allerlei Lyrisches, bis ihn eine dramatische Vorstellung, die er um diese Zeit zum erstenmal sah, der Bühnendichtung zuführte. Er übersetzte nun französische Stücke und versuchte altspanische Komödien für die Bühne zu bearbeiten, von denen zwei mit Beifall ausgeführt wurden. 1835 wurde er als Stenograph der Regierungszeitung angestellt. Die günstige Aufnahme eines eignen Dramas, dem die Volkssage von den »Liebenden von Teruel« zugrunde gelegt war, bewog ihn 1836, sich von nun an ausschließlich der Literatur zu widmen. Später erhielt er eine Anstellung bei der königlichen Bibliothek in Madrid, ward 1847 Mitglied der spanischen Akademie, 1852 Oberrichter des Theaterrats und 1862 Direktor der Nationalbibliothek. Seinem Meisterwerk »Los amantes de Teruel« (Madr. 1836 u. ö.; neueste Aufl. 1892; aufgenommen in die »Joyas del teatro español«, deutsch von Seubert in Reclams Universal-Bibliothek, Nr. 459) folgten schnell auseinander: »Doña Mencia« (1838), die Dramen »La redoma encantada« (1839), »La Visionaria« (1840) und zahlreiche andre, von denen »Alfonso el Casto« (1841), »El bachiller Mendarias« (1842), »La coja y el encogido« (1843), »Juan de los Viñas« (1844) und »Vida por honra« (1854) hervorgehoben seien. Die meisten zeichnen sich durch blühende Phantasie, kräftige Diktion, wohllautenden Versbau und das glückliche Streben, in der Wahl der Stoffe und ihrer Behandlung national zu sein, aus. Außerdem veröffentlichte H.: »Cuentos y fabulas« (Madr. 1861, 2 Bde.) sowie »Obras de encargo« (Leipz. 1864) und »Obras escogidas« (mit Biographie, das. 1865, 2 Bde.; 3. Aufl. 1896). Um das altspanische Theater machte er sich durch seine kritischen Ausgaben des »Teatro escogido del M. Tirso de Molina« (Madr. 1839–42, 12 Bde.; neue Aufl. 1848), der »Comedias de Calderon« (das. 1849–51, 4 Bde.), des Ruiz de Alarcon (das. 1852) und der »Comedias escogidas de Lope de Vega« (das. 1853 ff., 4 Bde.) verdient. Seine zerstreuten Gedichte und prosaischen Aufsätze gab er u. d. T.: »Ensayos poéticos y articulosen prosa, literarios y de costumbres« (Madr. 1843) gesammelt heraus. Eine Gesamtausgabe mit guter Monographie besorgte A. Fernandez Guerra (5 Bde.). Vgl. Diercks, J. H. (in »Unsere Zeit«, 1882), und Lehmann in Herrigs »Archiv«, Bd. 56, 1876. – Sein Sohn, der Historiker Eugenio H., verfaßte ein Werk über das Madrider Zeitungswesen: »Apuntes para un Catalogo de periodicos madrileños 1661–1780« (Madr. 1894), sowie eine »Bibliografia de H.« (1900).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 847.
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