Heidenstam

[64] Heidenstam, Werner von, schwed. Dichter, geb. 6. Juli 1859 in Olshammar (Nerike), hat sich als Vertreter einer neuen Richtung in der schwedischen Literatur eine führende Stellung geschaffen. Seine Gedichtsammlung »Pilgerfahrt und Wanderjahre« (1888), die poetische Reiseschilderung »Vom Col di Tenda zum Blocksberg« (1888) und der Roman »Endymion« (1889; deutsch in Reclams Universal-Bibliothek) sind in ihrer Technik gewissermaßen Errungenschaften des Realismus der vorhergehenden Gärungszeit, erheben aber zugleich einen Protest gegen den einseitig auf Darstellung von Problemen bedachten, graumalenden Naturalismus, vor dessen Phantasiearmut und Pessimismus er sich in die bunte Welt des Orients, des Altertums und des Südens zurückzieht. In der phantasievollen, manchmal bizarren Lebensgeschichte »Hans Alienus« (1892, 2 Bde.) stellt er die Lebensfreude in klassisch-griechischem Sinn als Ideal hin. Seine »Gedichte« (1895) beurkunden eine neue Periode der schwedischen Lyrik, insofern sie eine neue dichterische Ausdrucksart für das Denken und Fühlen des modernen Menschen brachten. In den originellen, begeisternden Kriegsschilderungen aus Karls XII. Zeit »Karl XII. und seine Krieger« (»Karolinarna«, 1897 bis 1898, 2 Bde.; deutsch, Münch. 1898) wandte er sich nationalen Stoffen zu und ist seitdem in Gedichten, in den Erzählungen »St. Georg und der Drache« (1900; deutsch, Leipz. 1902), »Der heiligen Birgitta Pilgerfahrt« (1901; deutsch, Dresd. 1903) und in den Prosadichtungen »Gedanken und Bilder« (1899) immer[64] mehr mit seiner Heimat zusammengewachsen. In deutscher Übersetzung erschien noch »Landschaften und Menschen«, Reiseskizzen (Straßb. 1901). Heidenstams Stil ist sehr idiomatisch und in fremden Sprachen nur schwer wiederzugeben. Als Lyriker steht er gegenwärtig in Schweden an erster Stelle.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 64-65.
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