Herzl

[251] Herzl, Theodor, Führer der Zionisten, geb. 2. Mai 1860 in Budapest, gest. 3. Juli 1904 in Edlach (Niederösterreich), studierte die Rechte in Wien, war eine Zeitlang im österreichischen Staatsdienst tätig, verließ denselben aber, um sich der schriftstellerischen Laufbahn zu widmen. Seine Theaterstücke: »Das neue Ghetto«, »Unser Käthchen«, »Grethel«, »Prinzen aus Genieland«, »Solon in Lydien« u. a., erzielten mehr oder weniger Erfolg, während seine Essays und Erzählungen, besonders »Das Palais Bourbon. Bilder aus dem französischen Parlamentsleben« (Leipz. 1895) und die »Philosophischen Erzählungen« (Berl. 1900) einen größern Leserkreis fanden. Als Korrespondent der »Neuen Freien Presse« war er von 1891–95 in Paris tätig. Hier entstand auch seine Schrift »Der Judenstaat« (Wien 1896, 5. Aufl. 1903), in welcher er als einzig radikale Lösung der Judenfrage die Idee der Begründung eines selbständigen jüdischen Staates in Palästina vertritt. Das Buch brachte ihn in Verbindung mit den Vertretern des Zionismus, zu dessen Hauptverfechter er sich bald emporarbeitete. Seit 1897 leitete er die zionistischen Kongresse und entfaltete neben seinem Beruf als Redakteur des Feuilletons und des literarischen Teils der »Neuen Freien Presse« in Wien eine außergewöhnliche Tätigkeit für die zionistische Bewegung, wovon seine wichtigen, dem sechsten Zionistenkongreß in Basel vorgelegten Verhandlungen mit der russischen,[251] englischen und ägyptischen Regierung zeugen. In seinem Roman »Alt-Neuland« (Leipz. 1902) schildert H. phantasievoll das erwünschte blühende jüdische Staatswesen zwanzig Jahre nach seiner Entstehung. Eine Sammlung seiner »Feuilletons« erschien in 2 Bänden (Wien 1904).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 251-252.
Lizenz:
Faksimiles:
251 | 252
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika