Mandschu [2]

[214] Mandschu (Mandschusprache), eine dem tungusischen Zweig des uralaltaischen Stammes angehörige Sprache, die verbreitetste, anscheinend aber auch abgeschliffenste unter ihren Schwestern sowie die einzige, die es zu einer gewissen Literatur gebracht hat. Wie alle Sprachen ihres Stammes wird sie durch die Vokalharmonie (s. d.) charakterisiert. Das Verbum ist reich gegliedert, aber, wie überhaupt die Flexion, sehr regelmäßig, daher die Sprache leicht zu erlernen. Ihre Kenntnis ist von Nutzen für das Studium der chinesischen Literatur; denn seit die jetzige Dynastie über China herrscht (also seit 1644), sind von vielen und gerade den wichtigsten chinesischen Werken Mandschuübersetzungen angefertigt worden, die authentisch und leichter zu verstehen sind als die Originale. Als Schrift bedienen sich die Mandschu seit etwa dritthalbhundert Jahren eines aus dem Mongolischen weitergebildeten Alphabets. Von Bearbeitungen des M. sind namentlich folgende zu nennen: Wörterbücher von Amyot (Par. 1789–90), v. d. Gabelentz (Leipz. 1864), Wassiljew (Petersb. 1866) und Zacharow (das. 1875); Grammatiken von v. d. Gabelentz (Altenb. 1832), L. Adam (Par. 1873), Zacharow (Petersb. 1879) und v. Möllendorff (Schanghai 1892); Chrestomathien von Klaproth (Par. 1828), Wassiljew (Petersburg 1863) und Ivanovskij (das. 1893). Einen »Essay on Manchu litterature« lieferte v. Mollendorff in dem 25. Bande des »Journal of the R Asiatic Society, China Branch«. In Deutschland waren besonders die beiden Gabelentz (s. d.) für die Erforschung der Mandschusprache und -Literatur tätig.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 214.
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