Manfred

[217] Manfred, König von Sizilien, geb. 1232 als Sohn des Kaisers Friedrich II. und der Bianca Lancia aus vornehmem lombardischen Geschlecht, mit[217] der sich der Kaiser, um den Sohn zu legitimieren, auf ihrem Sterbebette trauen ließ, gest. 26. Febr. 1266, erhielt durch das Testament seines Vaters 1250 das Fürstentum Tarent und die Statthalterschaft in Italien während der Abwesenheit seines Halbbruders Konrad IV. Mit männlicher Schönheit, ritterlicher Tapferkeit, sein gebildetem Geist und liebenswürdigem Charakter verband M. feste Entschlossenheit und hielt die staufische Herrschaft in Unteritalien bis zur Ankunft Konrads IV. (im Januar 1252) aufrecht. Nach dessen Tod (21. Mai 1254) wurde er von den Großen des Reiches zum Regenten erhoben und suchte sich anfangs mit dem Papst zu versöhnen, den er im Oktober selbst in das neapolitanische Königreich geleitete. Da aber Innozenz IV. sich an die getroffenen Vereinbarungen nicht hielt, so flüchtete M. zu den Sarazenen nach Luceria, erhob sich mit deren Hilfe gegen die päpstliche Herrschaft und unterwarf sich 1255–57 ganz Neapel und Sizilien. Auf das vielleicht von ihm selbst verbreitete Gerücht vom Tode Konradins wurde M. von den Großen zum König gewählt und 10. Aug. 1258 in Palermo gekrönt. Er herrschte mild und gerecht, aber kräftig, und der Hof von Palermo entfaltete unter ihm den frühern, durch Poesie und wissenschaftliches Leben gehobenen Glanz. Auch in die Verhältnisse von Mittel- und Oberitalien griff M. ein und gewann namentlich seit dem Sieg seiner mit den Sienesen und andern Ghibellinen verbündeten Truppen über die Florentiner und andre Guelfen bei Montaperti (4. Sept. 1260) in Toskana und der Romagna eine bedeutende Stellung. Papst Alexander IV. vermochte nicht viel gegen ihn auszurichten, aber dessen Nachfolger, Urban IV. und Clemens IV., riefen französische Hilfe an und gewannen Karl von Anjou durch die Verleihung des Königreichs beider Sizilien. Im Januar 1266 brach das französische Kreuzheer in Neapel ein, und 26. Febr. 1266 kam es zu der Schlacht bei Benevent, in der M., als die apulischen Ritter sich aus Feigheit oder Verrat zur Flucht wandten, den Tod suchte und fand. Da der Bann auf ihm ruhte, wurde sein Leichnam nicht in geweihtem Boden, sondern auf dem Schlachtfeld begraben und mit einem Steinhaufen bedeckt. Manfreds Witwe, die griechische Fürstin Helena, die er 1259 oder 1261 geheiratet, wurde auf der Flucht ergriffen und starb im Gefängnis. Ihre Tochter Beatrix wurde 1283 durch den sizilischen Admiral Ruggiero da Loria aus der Gefangenschaft befreit. Drei natürliche Söhne Manfreds starben im Kerker. Auf die Vermählung der Konstanze, ältesten Tochter Manfreds aus seiner ersten Ehe mit Beatrix von Savoyen, mit Peter III. von Aragonien (1262) gründeten sich die spätern Ansprüche Aragoniens auf Sizilien und Neapel. Vgl. di Cesare, Storia di Manfredi (Neap. 1837, 2 Bde.); Schirrmacher, Geschichte der letzten Hohenstaufen (Götting. 1871); Fahrenbruch, Zur Geschichte König Manfreds (Roßla 1880); Karst, Geschichte Manfreds vom Tode Friedrichs II. bis zu seiner Krönung (Berl. 1897); G. del Giudice, La famiglia di Re Manfredi (2. Aufl., Neap. 1896); K. Hampe, Urban IV. und M. (Heidelb. 1905). E. Raupach, O. Marbach, F. W. Rogge machten den König M. zum Helden eines Trauerspiels.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 217-218.
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