Marseillaise

[354] Marseillaise (spr. -ßäs[l]jǟs'), der bekannte franz. Freiheits- und Revolutionsgesang: »Allons, enfants i De la patrie le jour de gloire est arrivé, etc.«, der während der großen Revolution Volk wie Soldaten zu wilder Begeisterung entflammte und seitdem zur republikanischen Hymne par excellence geworden ist. Verfasser der M. ist Rouget de Lisle (s. d.), ein Royalist, der den Text in der Nacht vom 25. auf 26. April 1792 (nach der Kriegserklärung) in Straßburg dichtete und dabei nur zum Kriege gegen Preußen und Österreich entflammen wollte. Die Melodie wurde mit dem Text als »Chant de guerre pour l'armée du Rhin« in Straßburg gedruckt. Das Lied erhielt jedoch eine weitere Verbreitung erst, seit es 25. Juni 1792 in Marseille auf einem Parteifest der Jakobiner gesungen wurde. Jetzt erst wurde es zum Revolutionslied gestempelt. Einzelabdrücke davon wurden den Freiwilligen, die nach Paris abrückten, geschenkt, und von diesen ward das Lied bei ihrem Einzug in Paris (30. Juli) sowie beim Sturm auf die Tuilerien (10. Aug.) gesungen. Seitdem wurde es unter dem Namen Chant des Marseillais oder M. volkstümlich. Vgl. Le Roy de Sainte-Croix, La M. et Rouget de Lisle (Straßb. 1880); Loth, Le chant de la M., son véritable auteur (Par. 1886); Bénard, Sur la M. (das. 1900). – Als Arbeitermarseillaise werden in Deutschland verschiedene Lieder gesungen, am häufigsten das von Jak. Audorf in Hamburg gedichtete (»Wohlan, wer Recht und Wahrheit achtet, Zu unsrer Fahne steht zu Hauf'!«). Auf Lassalles Wunsch dichtete G. Herwegh das »Arbeiterlied« (»Bet' und arbeit', ruft die Welt; bete kurz, denn Zeit ist Geld«). Weit verbreitet auch in deutscher Übersetzung ist ferner der »Chant des ouvriers« von Pierre Dupont (s. d. 4).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 354.
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