Medĭen [2]

[515] Medĭen (Media), im Altertum Name einer Landschaft Vorderasiens, zwischen dem Kaspischen Meer, Armenien, Assyrien, Susiana, Persis, Parthien und Hyrkanien gelegen und den Nordwesten des heutigen Persien umfassend. Es ist vorwiegend Gebirgsland, reich an fruchtbaren Tälern. Nur um den salzigen Matianus Lacus (See von Urmia) und im Zentrum und O. des Landes finden sich große Ebenen, während im N. das heutige Elburzgebirge im Jasonius Mons (Demawend) zu 5670 m ansteigt und im W. und S. langgestreckte hohe Kalkzüge M. von den Ebenen des Tigris scheiden. Der Hauptfluß war der Amardos (Sefid Rud). Berühmt waren die trefflichen Pferde der Nisäischen Gefilde. Die Einwohner des Landes (Meder), indogermanischen Stammes und der Lehre Zoroasters zugetan, fanden bei ihrem Eindringen schon ein fremdes Volk vor, dem wahrscheinlich die spätern Kasten der Parätakä, Struchates und Busä angehörten, während die Arizantoi (Adligen), die Mager (Priester) und Budioi (Landbauer) arischen Stammes waren. Sie waren in früherer Zeit tapfere Krieger, besonders gute Bogenschützen, gaben sich aber bei zunehmender Kultur großer Weichlichkeit und Üppigkeit hin. Das Land zerfiel wahrscheinlich schon unter den Achämeniden in zwei Provinzen, das südliche oder eigentliche M., gewöhnlich Großmedien genannt, und den nördlichen Teil, Atropatene. Die bedeutendsten Orte in Großmedien waren: Ekbatana (jetzt Hamadan), Rhagä, die frühere Hauptstadt, Aspadana (Ispahan) und das durch seine große Dareios-Inschrift berühmte Bagistane; in Atropatene: Gazaka und Phraaspa. In römischer Zeit war der Name M. auf Atropatene allein beschränkt, Großmedien war damals eine Provinz des Partherreichs. – Die Meder wurden nach hartnäckigen Kämpfen von dem assyrischen König Salmanassar II. (860–825 v. Chr.) und seinen Nachfolgern unterworfen. Um 710 wurde ein Aufstand der Meder unter Dajaukku (Dejŏkes) von Sargon unterdrückt, Dajaukku gefangen weggeführt; die Erzählung des Herodot von der Befreiung Mediens von der assyrischen Herrschaft und[515] seiner Vereinigung durch Dejŏkes und der Erbauung Ekbatanas als Königsitz ist also wohl Sage. Um 630 vereinigte Phraortes die Stämme der Meder und begann von neuem den Kampf gegen die Assyrer, unterlag aber dem König Assurbanipal und fand seinen Tod. Erst seinem Sohne Kyaxares gelang es, die durch die Skythen erschütterte Macht des assyrischen Reiches zu brechen und im Bunde mit Babylonien 606 Ninive zu erobern. Er begründete das medische Reich, das die Völker von Iran, Armenien, Assyrien und Elam (Susiana) umfaßte. Ihm folgte 585 sein Sohn Astyages, der 550 von den Persern unter Kyros gestürzt wurde; M. gehörte fortan zum persischen Reich, in dem jedoch die Meder stets eine hervorragende Rolle spielten. Alexander d. Gr. eroberte diese persische Provinz 330. Durch Seleukos I. Nikator wurde M. ein Teil des syrischen Reiches der Seleukiden, und Antiochos III. fügte nach 220 auch Atropatene seiner Herrschaft hinzu. Durch den Arsakiden Mithradates I. wurde M. dem syrischen König Demetrios Soter 152 entrissen und gehörte nun zu den Ländern der Parther. Seitdem verschwand der Name der Meder als Volksname. Vgl. Nöldeke, Aufsätze zur persischen Geschichte (Leipz. 1887); Oppert, Le peuple et la langue des Mèdes (Par. 1879); Prásek, M. und das Haus des Kyaxares (Berl. 1890); Justi, Geschichte Irans (im »Grundriß der iranischen Philologie«, Bd. 2, Straßb. 1896–1904).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 515-516.
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