Meinhold

[554] Meinhold, Johann Wilhelm, Dichter und Schriftsteller, geb. 27. Febr. 1797 in Netzelkow auf der Insel Usedom, gest. 30. Nov. 1851 in Charlottenburg, studierte in Greifswald, ward 1820 Rektor in Usedom, im folgenden Jahr Pfarrer in Koserow auf Usedom, 1828 zu Krummin bei Wolgast, 1844 zu Rehwinkel bei Stargard. M. trat 1824 mit »Vermischten Gedichten« auf (2. Aufl., Leipz. 1835), die von kräftiger Gesinnung zeugen: später zeigte er eine Hinneigung zum Katholizismus, die schon aus seinem Epos »Otto, Bischof von Bamberg« (Greifsw. 1826) ersichtlich ward. Am bekanntesten machte er sich durch den angeblich aus alten Kirchenbüchern entnommenen, in Wirklichkeit aber von ihm erfundenen und mit künstlichem Archaismus in der Sprache des 17. Jahrh. gehaltenen Roman »Maria Schweidler, die Bernsteinhexe« (Leipz. 1843, 3. Aufl. 1872; auch in »Meyers Volksbüchern« und Reclams Universal-Bibliothek), dessen Stoff H. Laube dramatisch bearbeitete. Das Gegenstück dazu: »Sidonia von Bork, die Klosterhexe« (Leipz. 1847, 3 Bde.) fand weniger Beifall. Die Bewegung von 1848 veranlaßte M. zu der sehr konservativen Schrift »Die babylonische Sprachen- und Ideenverwirrung der modernen Presse« (Leipz. 1848). Seine »Gesammelten Schriften« (Leipz. 1846–47, 7 Bde.) enthalten auch einige Schauspiele und die »Humoristischen Reisebilder von Usedom«. Als Band 8 und 9 erschien der von seinem 1852 zum Katholizismus übergetretenen Sohn Aurel Emanuel (gest. 14. Jan. 1873 als Pfarrer zu Hochkirch) vollendete Roman »Der getreue Ritter oder Sigismund Hager und die Reformation« (Regensb. 1858) und als Supplement eine Ausgabe der Lehninschen Weissagung (Leipz. 1849) mit Übersetzung und wunderlicher Erklärung.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 554.
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