Minutŏli

[886] Minutŏli, altes ital. Adelsgeschlecht, das gegenwärtig in Preußen ansässig ist. Namhaft sind:

1) Heinrich, Freiherr Menu von, geb. 12. Mai 1772 in Genf, gest. 16. Sept. 1846 bei Lausanne, trat früh in die preußische Armee und wurde 1793 während des Feldzugs am Rhein bei Bitsch schwer verwundet. Nach seiner Genesung ward er an das Kadettenhaus in Berlin versetzt, später vom König Friedrich Wilhelm III. zum Generalmajor ernannt und 1820 mit der Leitung der Expedition betraut, die bis August 1821 auf Kosten der Regierung Ägypten bereiste. Minutolis Sammlungen wurden vom König von Preußen für 22,000 Tlr. angekauft und im ägyptischen Museum zu Berlin aufgestellt. M. wurde zum Mitglied der Akademie der Wissenschaften ernannt, nahm bald darauf mit dem Charakter eines Generalleutnants seine Entlassung und zog sich auf seine Besitzung bei Lausanne zurück. Außer seinem Hauptwerk, der »Reise zum Tempel des Jupiter Ammon und nach Oberägypten« (Berl. 1824, mit Atlas; Nachträge, das. 1827), veröffentlichte er unter anderm. »Über antike Glasmosaik« (mit Klaproth, das. 1814); »Über die Anfertigung und Nutzanwendung der farbigen Gläser bei den Alten« (das. 1837); »Beiträge zu einer künftigen Biographie Friedrich Wilhelms III.« (das. 1843–44); »Der Feldzug der Verbündeten in Frankreich 1792« (das. 1847).

2) Julius, Freiherr von, preuß. Diplomat und Schriftsteller, Sohn des vorigen, geb. 30. Aug. 1805 in Berlin, gest. 5. Nov. 1860, wirkte im preußischen Verwaltungsdienst, 1847 bis Juni 1848 als Polizeipräsident von Berlin, wurde 1851 Generalkonsul für Spanien und Portugal und ging Anfang 1860 als preußischer Gesandter nach Persien, starb aber noch in demselben Jahr bei Schiraz. Er schrieb unter anderm: »Friedrich I., Kurfürst von Brandenburg« (Berl. 1850); »Die Weiße Frau« (das. 1850); »Die Kanarischen Inseln, ihre Vergangenheit und Zukunft« (das. 1854); »Spanien und seine fortschreitende Entwickelung« (das. 1852); »Altes und Neues aus Spanien« (das. 1854, 2 Bde.); »Portugal und seine Kolonien 1854« (Stuttg. 1855).

3) Alexander, Freiherr von, Bruder des vorigen, geb. 26. Dez. 1806 in Berlin, gest. 17. Dez. 1887 in Friedersdorf, studierte die Rechte und Kameralwissenschaften, beschäftigte sich aber besonders mit kunsthistorischen Studien, wirkte seit 1845 als königlicher Kommissar in Schlesien segensreich durch Gründung mehrerer industrieller Anstalten und war später Rat beim Regierungskollegium in Liegnitz. Nachdem er aus dem Staatsdienst getreten war, zog er sich nach Friedersdorf bei Greifenberg in Schlesien zurück. Er veröffentlichte unter anderm die Prachtwerke: »Denkmäler mittelalterlicher Baukunst in den brandenburgischen Marken« (Berl. 1836) und »Der Dom zu Drontheim« (das. 1853). Von seiner bedeutenden Sammlung wertvoller Kunstgegenstände, namentlich Erzeugnissen des Kunstgewerbes, wurde ein Teil von der preußischen Regierung für das Kunstgewerbemuseum angekauft, ein andrer Teil (darunter eine Sammlung antiker farbiger Gläser) nebst einer Gemäldesammlung wurde nach seinem Tode versteigert.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 886.
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