Regatta [2]

[697] Regatta (ital.), ursprünglich ein Ruderwettkampf der Venezianer, von der Regierung seit 1315 alljährlich angeordnet, um die Jugend seetüchtiger zu machen. Später wurden die Regatten prunkvolle Feste und bürgerten sich auch außerhalb Venedigs ein. Sie sind in der Neuzeit zu einem weitverbreiteten Sport geworden, bei dem man Segelregatta und Ruderregatta unterscheidet. Besonders ausgebildet sind sie in England. In Deutschland war der 1844 in Hamburg gebildete Allgemeine Alsterklub einer der ersten, der Regatten abhielt. Heute sind in Deutschland die Regatten an der Küste und im Binnenland allgemein geworden; sowohl im Bau der Boote als auch in deren Handhabung steht Deutschland nicht mehr hinter andern Nationen zurück. Zur Teilnahme an den Regatten werden nur Mitglieder von Vereinen zugelassen, die den Wassersport aus Liebhaberei und mit eignen Mitteln betreiben und kein Geschäft daraus machen. Seit 1884 wird in Deutschland nicht mehr um Geldpreise gestartet, sondern um Ehrenpreise, die unmittelbar gewonnen werden, Herausforderungspreise, die erst nach mehrmaligem Sieg endgültig erteilt werden, und Wanderpreise, die nur ein Jahr in der Hand des Siegers bleiben. Bei Segelregatten unterscheidet man Seeregatta und Hafen- oder Binnenregatta. Einer R. gehen die Anmeldungen voraus. Die Boote kommen in verschiedene Klassen, die nach ihrer Größe gegenseitig Zeitvergütung zu geben haben. Man legt den Kurs womöglich so, daß alle Segelarten erprobt werden müssen, vorzugsweise läßt man Dreiecke absegeln. Während der R. muß die Windstärke notiert werden, mit der die Vergütungsverhältnisse der Boote untereinander ausgerechnet werden; der Zuerstkommende ist nicht immer der Gewinnende. Die größten Segelregatten in Deutschland sind die Elbregatten des Norddeutschen Regattavereins und die R. in Kiel (s. d., S. 888). Berühmte englische Segelregatten sind die Coweswoche des Royal Yacht Squadron, die Rydewoche, die großen Wettfahrten von Dover, Ostende und Boulogne, die Kämpfe um den Amerikapokal; in Frankreich die Rivierawoche, in Schweden die Stockholmer Woche, in Dänemark die Kopenhagener Woche u. a. Alle diese Seglerwochen mit ihren Regatten sind international, d. h. offen für Wettsegler aus allen Ländern. Ruderregatten erfordern eine möglichst gerade und breite Bahn und sind in ihren Einrichtungen einfacher als die Segelregatten. Sie zerfallen in mehrere Rennen (Races, Matches), deren jedes nur Boote gleicher Bauart und Mannschaftszahl enthält. Die berühmteste R. ist die im April von Sportsmen der Universitäten Oxford und Cambridge auf der Themse, außerdem in Putney und Henley, in Deutschland Frankfurt a. M., Ems, Berlin, Hamburg, Kiel, Breslau, Mannheim, Köln, München etc. Vgl. auch Rudersport und Segelsport. Neuerdings kommen auch, besonders in Frankreich und England, Regatten von Motorschnellbooten in Aufnahme. In nordischen Ländern sind längst Regatten mit Eissegelbooten auf gefrornen Seen und Flüssen üblich.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 697.
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