Reimchroniken

[753] Reimchroniken, eine Art historischer Gedichte, die gewöhnlich einen längern Zeitraum der Geschichte darstellen. Sie haben weniger poetischen als historischen Wert, da ihre Verfasser oft Quellen zu benutzen vermochten, die nicht mehr zugänglich sind, auch vieles, was ihre Zeit betrifft, aus lebendiger persönlicher Erfahrung geben konnten. Zu den ältesten dieser Werke, soweit sie bekannt sind, gehören die »Kaiserchronik« (s. d.) des 12. Jahrh., aus den letzten Jahrzehnten des 13. Jahrh. die »Weltchronik« und das »Fürstenbuch« des Jansen Enikel (s. d.), die »Livländische Reimchronik« (hrsg. von Fr. Pfeifer, Stuttg. 1844; von Leo Meyer, Paderb. 1876; vgl. Wachsmuth, Über die Quellen und den Verfasser der livländischen Reimchronik, Mitau 1878); die »Reimchronik der Stadt Köln« von Gottfr. Hagen (13. Jahrh., hrsg. von Groote, Köln 1834; von Cardauns in den »Chroniken deutscher Städte«. Bd. 12, Leipz. 1875); die »Österreichische Reimchronik« von Ottokar (früher [753] Ottokar von Horneck genannt), die Jahre 1250–1309 umfassend (hrsg. von Seemüller in den »Monumenta Germaniae historica«, Hannov. 1890 u. 1893). Andre sind: die »Deutschordenschronik« des Nikolaus von Jeroschin (Mitte des 14. Jahrh. nach der lateinischen Chronik des Peter von Dusburg verfaßt; im Auszug hrsg. von Fr. Pfeifer, Stuttg. 1854; vollständig von Strehlke in den »Scriptores rerum prussicarum«, Bd. 1, Leipz. 1861); die »Mecklenburgische Reimchronik« des Ernst von Kirchberg (1378 verfaßt; gedruckt in Westphals »Monumenta inedita«, Bd. 4); die »Reimchronik« des Wigand von Marburg (bis 1394; gedruckt in den »Scriptores rerum prussicarum«, Bd. 2, Leipz. 1863); die »Appenzeller Reimchronik« (um 1400; hrsg. von Arx, St. Gallen 1830); die »Holsteinische Reimchronik«, die Chroniken der Städte Gandersheim, Braunschweig, Goslar, Neuß u. a.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 753-754.
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