Neuß

[578] Neuß, 1) Kreisstadt im preuß. Regbez. Düsseldorf, am Erftkanal, 3 km westlich vom Rhein, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Köln-Zevenaar, N.-Viersen, Rheydt-N., N.-Oberkassel, Düren-N. und N.-Düsseldorf sowie der elektrischen Kleinbahn Düsseldorf-N., 39 m ü. M., hat 2 evangelische und 7 kath. Kirchen (darunter die restaurierte prachtvolle Quirinskirche im spätromanischen Stil, 1209 begonnen), Synagoge, ein Kriegerdenkmal auf dem Münsterplatz und (1905) 30,494 Einw., davon 1954 Evangelische u. 240 Juden. N. hat 2 große Papierfabriken, eine Schrauben- und Schraubenmutternfabrik, Maschinenbauanstalten, Eisengießereien, Krawatten-, Sauerkraut-, Hut-, Seife-, Stärke«, Margarine-, Stearin-, Zichorien-, Leder-, Essig- und Weißwarenfabrikation, eine chemische Fabrik, zahlreiche Wasser- und Dampfmühlen für Mehl und Öl, Säge- und Hobelwerke, Ziegelbrennerei etc. Der Handel wird unterstützt durch eine Handelskammer und eine Reichsbanknebenstelle und ist besonders bedeutend in Vieh und Getreide. N. hat ein Gymnasium, ein erzbischöfliches Knabenkonvikt, 2 Krawattennähschulen, ein Waisenhaus, ein Invalidenhaus, 2 große, von Klosterleuten geleitete Irrenanstalten etc. und ist Sitz eines Amtsgerichts und eines Hauptsteueramts. Die städtischen Behörden zählen 6 Magistratsmitglieder und 24 Stadtverordnete. In der Nähe liegt das 1215 gegründete Cistercienserkloster Gnadenthal (jetzt Wirtschaftsgut). – N. ist eine Gründung der Römer, die seit rund 25 n. Chr. 3 km südlich von N., beim jetzigen Dorfe Grimlinghausen, ein Standquartier hatten, das den Namen Novaesium führte.

Wappen von Neuß.
Wappen von Neuß.

Seit 1887 wurden bei N. umfangreiche Ausgrabungen veranstaltet, wobei die Fundamente jenes 25 Hektar großen römischen Lagers entdeckt und bis 1900 bedeutende Funde gemacht wurden. 1474 wurde N. elf Monate lang durch Karl den Kühnen von Burgund vergeblich belagert und 1586 durch Alexander von Parma zerstört. Vgl. »Chroniken der deutschen Städte«, Bd. 20: »Dortmund und N.« (Leipz. 1887); Tücking, Geschichte der Stadt N. (Düsseld. 1891); Wülcker, Urkunden und Akten, betreffend die Belagerung der Stadt N. 1474–1475 (Frankf. 1817); F. Schmitz, Der Neußer Krieg 1474–1475 (Bonn 1896); Clemen, Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Bd. 3, Heft 3 (Düsseld. 1895). – 2) Stadt in der Schweiz, s. Nyon.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 578.
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