Ribēra, Jusepe de

[893] Ribēra, Jusepe de, von den Italienern lo Spagnoletto (»der kleine Spanier«) genannt, span. Maler, geb. 12. Jan. 1588 zu Játiva in der Provinz Valencia (Spanien), gest. 1656 in Neapel, bildete sich zunächst bei Francisco Ribalta in Valencia, ging dann nach Neapel, studierte in Rom die Werke Raffaels und der Carracci und in Parma und Modena die Correggios. In Neapel bildete er sich nach Caravaggio. Seine Marter des heil. Bartholomäus erwarb ihm die Stelle eines Hofmalers des Herzogs von Ossuña, Vizekönigs zu Neapel. Er ward 1630 Mitglied der Akademie von San Luca in Rom, und der Papst verlieh ihm 1644 den Christusorden. R. ist neben Caravaggio der bedeutendste Naturalist der neapolitanischen Malerschule; er ist noch energischer als dieser, und sein Helldunkel ist von höchster Kraft. Wegen einer zu dunkeln Schattengebung haben viele seiner Bilder jedoch den ursprünglich großen koloristischen Reiz eingebüßt. Geistig ist er durchaus Spanier geblieben. Es zog ihn besonders zur Darstellung des Entsetzlichen und Grauenerregenden, am wirksamsten sind seine Marterbilder und ähnliche Stoffe. Mit Vorliebe malte er auch Brustbilder von alten, knochigen Einsiedlern, Heiligen, Philosophen etc., bei denen er durch anatomische Genauigkeit glänzte (etwa 40 im Pradomuseum zu Madrid). Doch ist ihm in der heil. Agnes der Dresdener Galerie auch die Darstellung liebreizendster Jungfräulichkeit gelungen. Seine Hauptwerke sind: der heil. Januarius im feurigen Ofen (Dom in Neapel), die Kreuzabnahme (San Martino daselbst), die Marter des heil. Laurentius (Vatikan und Galerie in Dresden), eine Konzeption (Salamanca, Augustinerkirche), die Marter des heil. Bartholomäus, die Jakobsleiter, Isaak Jakob segnend, Ixion und Prometheus (Museum in Madrid), die Anbetung der Hirten, die Grablegung und der Klumpfuß (Paris, Louvre), Diogenes mit der Laterne (Dresden, Galerie), der heil. Sebastian (Berlin, Museum), die Kreuztragung und Christus unter den Schriftgelehrten (Wien, Hofmuseum), die Marter des heil. Andreas (Budapest, Nationalmuseum). Ausgezeichnet sind auch seine Radierungen. Er hat eine große Zahl von Schülern und Nachahmern herangezogen, darunter Salvator Rosa und L. Giordano.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 893.
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